Geschrieben von Mikosch373 am 19.12.2022 um 13:52:
Die drei Fragezeichen - Der Nebelberg (105)
Diese Geschichte habe ich auch als Buch. Ich erinnere mich noch, es angefangen zu haben, aber ich kann nicht mehr sagen, ob ich es auch bis zum Ende gelesen habe. Irgendwie ist das bei den drei Fragezeichen ein größeres Problem. Viele Bücher habe ich einfach nicht fertiggelesen, obwohl ich mich gut unterhalten gefühlt habe. Na ja…
Den Titel finde ich jedenfalls sehr ansprechend, da ziehen in meinem inneren Auge direkt dicke, weiße Schwaden auf. Dazu trägt natürlich auch das tolle Cover bei, auf dem nicht nur das Phantom hervorragend aussieht, sondern auch der Berg und die Nebelschwaden hinter ihm. Der Klappentext hört sich auch super an, nach einer schönen Ausflugsfolge!
Das ist mal ein Anfang der anderen Art: Justus, Peter und Bob liegen im Zelt und werden unsanft von Peters Wecker geweckt. Die Stimmung ist nicht gerade die beste, zumindest nicht bei den dreien, bei mir schon, wenn ich diesen grandiosen Dialog höre. Ich freue mich sofort auf den folgenden Fall!
Den Tagebucheintrag von Bob finde ich cool. Es ist irgendwie eine andere Art, eine Die drei ???-Geschichte mit Leben zu füllen, und passt natürlich hervorragend zu einer Reise in die Rocky Mountains. Natürlich wird der Erzähler dadurch ein bisschen ersetzt und ich muss das auch nicht jede Folge haben, aber hier finde ich es schön.
Auch weil dadurch irgendwie eine tolle Atmosphäre geschaffen wird. Irgendwie gemütlich und ruhig. Aber man ist natürlich auch sehr interessiert, wie es weitergeht, und erwartet, dass diese ruhige Gemütlichkeit Spannung und Action weichen wird. Das wird ja auch schon angedeutet.
Ziemlich schnell taucht dann ein Gespenst auf und obwohl Peter natürlich als Erster anfängt, durchzudrehen, sind auch Justus und Bob etwas panisch. So panisch, dass Bob auf ihrer Flucht stürzt und sich am Fuß verletzt. Das nenne ich mal einen durchschlagenden Erfolg für unsere drei Detektive.
Auch das Bild der abgelegenen Hütte wird schön gezeichnet, diesmal von unserem lieben Thomas Fritsch. Auf der Hütte kommen dann auch ein paar potenzielle Verdächtige ins Spiel, auch wenn noch nicht klar ist, wessen man sie verdächtigen kann. Trotzdem wirkt alles sehr einsam und vor allem in sich abgeschlossen.
Bobs Berufswunsch scheint ja auch sehr festgelegt zu sein. Ich halte es trotzdem für etwas wahrscheinlicher, dass er Journalist wird, und nicht „irgendwas anderes“. Aber der Dialog hat mich zum Lachen gebracht. Wie er so völlig unbegeistert auf die Frage reagiert und es ihm wirklich scheißegal zu sein scheint, was er später beruflich macht.
Durch die Erzählung und den klappernden Fensterladen wird es irgendwie gruselig, aber als Peter völlig am Rad zu drehen beginnt, muss ich eher lachen als dass ich mich mit ihm fürchte. Das wäre früher wohl noch anders gewesen. Aber so ist es eine amüsante Szene für mich.
Dass Bob Peter im nachfolgenden Tagebucheintrag als Angsthase bezeichnet, ist natürlich nicht nett, auch wenn es stimmt. Aber dieses leichte Lachen macht das zu etwas wunderbar Persönlichem. Dadurch fühlt es sich noch mehr so an, als ob hier jemand über seine besten Freunde spricht.
Was ich mich gerade frage: Ist mit dem Nebelberg die Idee für Kims Detektivtagebuch entstanden? Damit meine ich jetzt nicht die Begründung, die vielleicht bei den drei Mädels geliefert wird, sondern, dass die Autor:innen vielleicht durch den Nebelberg die Idee dazu bekommen haben. Was meinen die Die drei !!!-Hörenden?
Kurz darauf zeigt sich übrigens schön, dass Peter eben nicht nur ein Angsthase ist, sondern ein loyaler Freund, dem die Sicherheit seiner Freunde wichtiger ist als seine eigene Furcht. So überwindet er sich auch in dieser Folge, etwas zu tun, vor dem er Angst hat, und geht mit Justus mit. Wie kann man Peter nicht lieben?!
Der Fund des angefangenen Manuskripts bringt nochmal eine kleine Wendung. Das gefällt mir nicht nur, weil ich es cool finde, wenn Realität zu Fiktion wird und umgekehrt, sondern auch, weil darin quasi die drei Fragezeichen beschrieben werden. Der Altkluge ist Justus, der Stille Bob, aber wen mag er wohl mit dem Nervösen meinen? Mysteriös!
Die Szene, in der Peter zu sich kommt, finde ich auch sehr gut. Schönes Zusammenspiel von Peter und dem Erzähler. Was es mit Marc auf sich hat, ist allerdings in der Sekunde klar, in der Mr. Falkner ihn Peter gegenüber erwähnt. Wundert mich, dass Justus das nicht in alter Sherlock-Holmes-Manier sofort deduziert…
Auch, dass der Eingang zur Mine direkt unter dem Haus liegen soll, ist ziemlich offensichtlich. Cool finde ich es trotzdem, besonders, dass Mr. Falkner das Phantom gleichzeitig benutzt hat, um seinen Roman voranzubringen. Und natürlich finde ich auch cool, dass ihn „seine eigene Fantasie ihn eingeholt hat“.
Dann kommt ein weiterer Lachmoment, denn Peters „bescheuerter“ Wecker fängt plötzlich an, zu klingeln. Peters Argumentation, er habe den Wecker mitgenommen, weil man den ja immer mal gebrauchen könnte, erschließt sich mir nicht, aber das ist genau das, was die Szene lustig macht. Und Justus‘ sofortige Abneigung gegen den Wecker natürlich.
Allerdings beweist Peter zum Schluss, dass sein „bescheuerter“ Wecker doch sehr nützlich sein kann. Zwar muss er dazu erst daran rumspielen, aber dann rettet der Wecker den drei Detektiven das Leben! Das macht die Szene doch sehr unterhaltsam, auch wenn ich die Auflösung um den entflohenen Straftäter Harvey Radcliffe doch sehr vorhersehbar fand.
Danach folgt noch ein Tagebucheintrag von Bob. Was ich noch nicht erwähnt habe, aber auch gut an diesen Einträgen finde, ist die leise Musik, die während des Vorlesens gespielt wird. Es sind bekannte Stücke, aber unterschiedliche, und sie machen die Tagebucheinträge irgendwie noch drei-fragezeichen-mäßiger.
Insgesamt eine sehr, sehr gelungene Folge mit gruseliger Grundstimmung, gemütlichen Elementen und einem abgeschlossenen Setting. Durch den Nebel, der überall hängt, fühlt man sich beim Hören die ganze Zeit über kalt, und die Beschreibungen sorgen für ein gutes Kopfkino.
Die Tagebucheinträge von Bob machen die Folge zusätzlich besonders, auch wenn ich mich in der nächsten Folge auf mehr Sätze vom Erzähler freue. Auszusetzen habe ich an der Folge eigentlich nur, dass bereits in der Anfangsszene den Verdacht aufkommt, dass der entflohene Straftäter etwas mit der Auflösung zu tun haben wird. Und ein paar Kleinigkeiten, die mir auch zu vorhersehbar waren. Aber sonst: ein richtiges Highlight! Das mit dem Wecker am Ende ist auch geil...
Fazit: 9 von 10 Punkten
Mal schauen, wie es ausgeht ...