Geschrieben von Skippy88 am 13.03.2023 um 13:12:
Achtung Spoiler.
Die Freunde engagieren sich in dieser Folge mal wieder für die Umwelt. Eigentlich eine gute Sache. Die Betonung liegt aber auf „eigentlich“. Insbesondere zu Anfang bleibt der Belehrungsfinger fast kontinuierlich erhoben, was irgendwie nervt. Um einen besonders starken Effekt zu erzielen, muss unsere Anne (mal wieder) als kleines Dummchen mit Gedächtnisverlust herhalten: „Was ist so schlimm an Plastik?“. Onkel Quentin erwähnt zudem (mal wieder), dass er schon seit Jahren an einem…Achtung!… Treibstoff, der eine Alternative zum Benzin darstellen KÖNNTE forscht.
Der bahnbrechende Treibstoff, für den er bereits ein Patent angemeldet hat, scheint also immer noch nicht marktreif zu sein. Die Kirrins möchten aber trotzdem schon einmal einen Beitrag leisten: Tante Fanny möchte zeigen, dass ein moderner Haushalt nahezu ohne Plastik auskommt. Das ganze Plastikzeug wollte sie schon lange loswerden. Man schmeißt also kurzerhand einen Haufen (unnötiger) Plastikprodukte aus dem Haus. U.a. ein scheinbar halbwegs intaktes Flipboard (weil man als Alternative ja auch Packpapier mit Klebeband (hoffentlich ökologisches
) an die Wand bappen kann) und Transportkisten. Es wird also nicht nur unbrauchbarer Plastikmüll entsorgt. Wobei im weiteren Verlauf eigentlich nur noch von Plastikmüll die Rede ist. Das wäre dann aber eher eine Entrümpelung, die wohl in jedem Haushalt hin und wieder vorkommt.
Das ganze Zeug wird dann erstmal im Garten aufgetürmt, weil Fanny selber noch nicht so genau weiß, was sie jetzt mit dem ganzen Kram anfangen soll. George hat dann die Idee, daraus ein Haus zu bauen. Im Prinzip kann man sagen: Die Kirrins holen das Zeug aus dem Haus, um es dann im Garten wieder aufzubauen. Sie nutzen also im Grunde genauso viel Plastik wie vorher.
Upcycling ist unter bestimmten Bedingungen eine tolle Sache. Hier sehe ich dies aber teilweise ein wenig kritisch:
1. Leider ist nicht ganz klar rauszuhören, wie weit Fanny aussortiert hat. Wenn sie allerdings (noch in diesem Jahrhundert
) zeigen möchte, dass ihr Haushalt nahezu ohne Plastik auskommt, müsste sie sich konsequenterweise auch von intakten Plastikgegenständen trennen. Wenn ich aber funktionstüchtige Gegenstand entsorge bzw. gezwungenermaßen zweckentfremde, um mir dann extra plastikfreie Alternativen zu kaufen, ist das nur bedingt nachhaltig. Die Transportkisten könnte man theoretisch weiterhin als solche nutzen. Aus umwelttechnischer Sicht macht es keinen Unterschied, ob sie zum Transport, zur Aufbewahrung oder als Tisch genutzt werden. Gleiches gilt für das Flipchart. Packpapier kann man auch dort dranklemmen. Spart man sich das Klebeband.
Und wenn das Flipchart dann noch eine halbwegs brauchbare Oberfläche hat, kann man es für nicht dauerhafte Notizen und Präsentationen evtl. auch als Whiteboard nutzen. Da spart man sich dann sogar das Packpapier.
2. Lobenswert, dass die Freunde den Strand von leeren Plastikflaschen befreien. Ob es jetzt allerdings so sinnvoll ist, Plastikflaschen aus dem Müll zu fischen, um damit ein Haus zu bauen? Insbesondere PET-Flaschen sind ja zumindest halbwegs recyclebar. Grob überschlagen nutzen die Freunde ca. 600-700 Flaschen für ihr Haus, die dadurch erstmal nicht der Wiederverwertung zugeführt werden. ERSTMAL! Denn ich denke nicht, dass dieses Haus für die Ewigkeit gebaut ist. Wind und Wetter werden auch dem sehr robusten Plastik mit der Zeit zusetzen. Ganz abgesehen davon, dass das Baumaterial irgendwann dann trotzdem im Müll landen wird, besteht die Gefahr, dass genau das passiert, was man eigentlich vermeiden möchte: (Mikro)Plastik in der Natur. Sehr genial auch die Frage zu Beginn der Folge, ob Tante Fanny das Plastik im Garten lagert, damit es schon mal an einem sicheren Ort verrottet. What?
Wenn man es genau nimmt, ist Tante Fannys Projekt an diesem Punkt endgültig gescheitert, denn die Kirrins nutzen jetzt sogar MEHR Plastik im Haushalt, als vorher.
Dann ist da ja noch die verdächtige Ölfirma. Ganz abgesehen davon, dass die Geschichte sehr vorhersehbar ist, kann man über die Naivität der Einwohner mal wieder nur den Kopf schütteln. Insbesondere Alf und seinen Vater finde ich hier auch ein wenig out of character. (Chronische) Geldsorgen hin oder her: Ich habe die Zwei eigentlich als sehr umweltbewusst und relativ intelligent in Erinnerung.
Insgesamt kann mich das Hörspiel wenig überzeugen. Man setzt den Fokus zu sehr darauf, den Haushalt irgendwie von Plastik zu befreien und tut es dann nicht einmal. Auf andere Möglichkeiten der Nachhaltigkeit wird kaum bis gar nicht eingegangen:
- Recycling/ordnungsgemäße Entsorgung
- Produkte solange nutzen, bis sie unbrauchbar werden
- Reparieren, statt neu kaufen
- Secondhandware kaufen
- Nicht mehr benötigte Produkte verkaufen, verschenken, spenden etc.
- Upcycling von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
Zitat von marcm200: |
Das Hintergrundpfeifen in den letzten 10 min des Hörspiels kommt äußerst creepy daher. Fast wie in einem Psycho-Thriller. |
Fand ich auch absolut gruselig. Also gruselig im Sinne von: nervig und unpassend.