Geschrieben von Maybe am 21.10.2013 um 19:45:
Rezension zur Hörspielfolge 110
„Hilfe für das Pandababy“
(Enthält Spoiler und unerhörten Sarkasmus!)
„Ich hätte lieber gebackene Zuckerstückchen.“
Oder: Auf nach China und ab in Todesgefahr- für das leidende Pandababy nehmen wir alles in Kauf!
Das Cover:
Ooooch, wie knuffig! Alle einmal „Och ist das süß!“ in bester Schmusekätzchen und Hundebaby-Manier ausrufen, bitte! Wir haben es hier mit einem Mini-Panda zutun! Es ist so entzückend, so knuffig, so knuddelig ansehnlich anzusehen da- in Benjamins tellergroßen Füßen.
Aber- ach je. Es sieht so traurig aus. Und alle gucken bedrückt auf dem Bild. Stella will gerade an Benjamins Rockzipfel zupfen und mit „Duuu, Benjamin…?“ anfangen und Otto hält den Finger ala „Ich weiß auch was!“ hoch (wie immer also). Herr Tierlieb hat Kopfschmerzen. Und Benjamin guckt bedröppelt, weil das entzückende kleine Pandachen ihm die Cover-Show stiehlt.
Zur Geschichte + Meine Meinung:
Beginnen wir diese Rezension mit einer Quiz-Frage: Was macht Herr Tierlieb, wenn ihm ein Tier in seinem geliebten, eigentlich doch recht armen (also, das wird doch oft so gesagt, nech?!) Zoo mal krank wird? Wie? Was? Haha, ne… Er ruft doch nicht den hiesigen Tierarzt an, hallo?! Das sind doch keine 08/15-Tiere, die sich mit einem popeleinfachen Tierarzt begnügen! Das sind besondere Tiere! Schließlich sind das die in Neustadt- die haben Sonderstatus, klar? Also jetzt strengt euch mal an… Der Tierarzt ist es nicht.
Nein, Herr Tierdirex geht auch nicht in die nächste (Tier-)Apotheke und fragt dort nach Medizin. Als hört mal! Nein, er surft auch nicht bei tierapotheke.com und sucht dort nach Mittelchen für seine kränkelnden Fellknäuel- nein!
Also echt, jetzt überlegt doch mal!
Nein, es ist so wie im wahren Leben: wenn ein Tier im Zoo krank wird, z.B. ein Tiger, dann wird mind. ein Zoowärter natürlich erst mal nach Asien geschickt, damit er vor Ort Medizin besorgen und direkt wieder nach Deutschlang zurückbringen kann. Man, ist doch logisch. Und so realistisch, dass es mir nicht mal seltsam vorkommt, dass Herr Tierlieb mal eben so das Geld locker macht für eine China-Reise. Scheint er ja zu haben, der Gute. Na ja, wie auch immer.
Also folgendes: Die Folge beginnt wunderbar unspektakulär damit, dass Benjamin, Otto und Eisnervi das „Beinah-Geburtstagskind“ Pandababy (also es hat keinen Name, das arme kleine Tierchen, wisst ihr…) überraschen wollen. Karla flitzt ihnen reportergleich mit geladener Kamera hinterher und will einen Monster-Artikel darüber schreiben, dass das Kleine Geburtstag hat (im Ernst? Hehe. Wieso finde ich das eigentlich so bescheuert, dass es schon fast wieder witzig sein könnte?). Während sie die Panda-Familie belästigen, die eigentlich nur in Ruhe an ihrem Bambus lutschen wollen, merken sie, dass das schwarzfelläugige Pandababy traurig guckt. Ooooooh…
Herr Tierlieb blättert natürlich rasch in seinem stets bei sich baumelnden „Herausfinden, was meinen Tieren so fehlt für Dummies“-Buch herum und erkennt zoofachmännisch nach drei wertvoll vergeudeten Sekunden, dass Pandylein Bauchschmerzen hat.
ICH hätte aber auch Bauchschmerzen, wenn Stella mich in meiner wohlverdienten Vor-Geburtstags-Pause nerven würde. Ich meine:
Karla: „Wenn ich immer Bambus essen würde hätte ich auch Bauchweh.“
Stella: „Pandas essen nun mal Bambus.“
Boah Stella, weißte was? Halt.die.Klappe.
Echt. Das arme kleine P-Ding macht so schon genug durch. Mit klugscheißenden Ottos, die ständig im Zoo um Benjamins herumscharwenzeln. Da braucht es DICH nicht auch noch.
Go away.
And stay.
Echt mal.
Jetzt hat das Putziwutzi also Bauch-Aua und braucht dringend Medizin. Aber Panda-Bauchweg-Medi gibt’s lediglich in China. Tja, da kann man nichts machen. Hat eben keiner damit gerechnet, dass ein Panda aus China, der nach Deutschland importiert wird, auch mal krank werden könnte, nicht wahr? Also von so einem schlimmsten aller Fälle geht Herr Tierlieb gar nicht erst aus.
Er ist so eher der „Tier im Stall- Klappe zu- und nu is Ruh“- Typ, wisst ihr.
Und ich will nicht mal wissen, was er macht, wenn sein Pandababy mal ERNSTHAFT krank wird…
Benjamin und unsere beiden liebsten Nervkinder fliegen natürlich auf der
Stella Stelle nach China.
Logisch.
Wundert natürlich gerade niemanden mehr, dass Stella und Otto einfach mal so eine halbe Weltreise machen dürfen, ohne, dass Mama und Papa was dagegen haben, oder? Also langsam frage ich mich, was das für Eltern sind… Und ich frage mich auch, wie die armen Kleinen vor dem Hörspiel das verkraften. Ich meine:
„Mama, ich will nach China!“
„Wenn du groß bist, Spätzchen.“
„Nein jetzt! Otto und Stella sind erst acht und die dürfen das auch! Ohne ihre Mama und ihren Papa!“
„Das ist doch nur eine Geschichte, Spatz.“
„Ich.will.aba!“
„Nein!“
„Ich.will.ich.will.ich.will!“
„Nein, Eugen-Tobias, das geht nicht! Das ist nur eine Geschichte. Man kann nicht einfach mir nichts dir nichts nach China reisen.“
„Aba Benjamin und seine Freunde können das auch!“
„Rudi, kommst du mal bitte? Dein Sohn will nach China!“
„Wie, du willst nach China, Eugi?“
„Ja, weil Benjamin und Otto und Stella das auch können! Die fliegen dahin und ohne ihre doofen Eltern!“
„Siehst du, jetzt hat er Flausen im Kopf, Rudi. Das kommt von diesem Hörspiel…“
„Ist ja unverantwortlich! Gib mir mal das Hörspiel. Das darfst du erst wieder hören, wenn du größer bist…“
Weil ich es gerade (!!!) so verkrafte, jetzt nicht neidisch zu werden, weil Otto und Stella mal so herumreisen können wie sie lustig sind und ich das nicht kann, hör ich dann mal weiter zu, wie die drei also schließlich in China ankommen. Ist alles recht unaufregend. Wir hören auch nichts vom Flug oder so. Nur ein träges „und sie fliegen Stunden…und Stunden… und Stunden…“ vom Erzähler und dann sind sie da. Das war’s.
Benjamin bleibt natürlich überall stecken, wos nur geht. China ist eben klein, ne?! Und dann empfängt sie ein freundlicher Mann namens Herr B.W.N*. Wang.
*Besonders wichtiger Nebencharakter
Wange… nein,
Wang bringt die drei Reise-Allesdürfer also in ein Naturschutzgebiet. Er möchte eigentlich auf der Stelle einen Zaun um Stella herum errichten und ein Schild in den Boden rammen mit der Aufschrift:
„Hallo! Dies ist ein besonders ungewöhnliches Exemplar einer achtjährigen Rotzgöre, die Antipathien anzieht wie das Licht die Motten. Füttern verboten. Halten Sie Abstand. Objekt ist infiziert mit hochgradiger Nervigkeit.“ Und dann in Englisch noch mal kleiner drunter (aber das beherrscht der super genial deutsch sprechende Wang(e) nicht sooo gut:
„Hello you monkeys out there! This is a mutation of a girl, age 8. It go me very on the nerven. I don’t like it and the world did not like it, too. Very interesting. Don’t feed it. It is anstecking. Thank you and now go away. I mean it ernst. Go!”
Bei Mr Wange zuhause also gibt’s natürlich erst mal ordentlich was zum Schnabulieren. Benjamin verbrennt sich beinahe seinen eigentlich feuerfest geglaubten Rüssel an dem „Feuertopf“ und die Pausbacke erklärt, dass das nun mal so ist in China, ne?! Die Chinesen mögen es eben scharf, hehe.
Stella (wo kommt die denn jetzt wieder her? Ausgebüxt?) fragt sich, wo Messer und Gabel zum Essen sind…
…
…
Was?
Stella, bist DU das?
Klugscheißerchen Part 2?
Otto, der Alleswisser, Teil 2?
Die nervige Göre, die sonst damit angibt, einen IQ von 150+ Eis am Stiel zu haben?
Are you it?
Äh… is it you?
Stelli?
Ja, verdammt. Sie ist es wirklich.
Man, ist die weltfremd. Weiß nicht mal, dass man in China mit Stäbchen isst.
Boah, endlich mal was, was ich weiß, und sie nicht! Ich glaub, ich geh Gänseblümchen pflücken vor Freude. Schön!
Also der Chinese mit der perfekten deutschen Aussprache erklärt nun, wie das mit den Stäbchen so abgeht beim Essen und Benjamin bekommt einen Löffel, weil die Stäbchen ihm nicht ganz geheuer sind. Anschließend nimmt die Geschichte gemütliche Züge an und wir können uns endlich ein wenig zurücklehnen und uns chinatoll auf Traummodus einstellen.
So hören wir als nächstes einen liebreizenden Dialog (kein Sarkasmus an dieser Stelle, wirklich!):
Wang: „Eine alte chinesische Weisheit besagt: Die Welt ist voller Gegensätze. Scharf und mild. Hell und dunkel. Heiß und kalt.“
Benjamin: „Elefant und Maus.“
Wang: (lacht) „Jedenfalls ist alles in Ordnung, wenn diese Gegensätze im Gleichgewicht sind.“
Benjamin: „Und wenn nicht?“
Wang: „Dann verbrennt man sich den Mund.“ (In Anlehnung daran, dass Benjamin sich an dem Feuertopf-Essen verbrannt hat)
Otto: „Oder man wird krank- wie das Pandababy.“
Wang: „Sehr richtig, Otto.“
Stella: „Und was kann man dagegen tun?“
Wang: „Man stellt das Gleichgewicht im Körper wieder her. So heilt die alte chinesische Medizin.“
Schnüff… schnüüüüff! Das ist so… *schnäuz*… schööön!
(Oh man, warum läuft bei mir gleichzeitig auch noch „Another Day in Paradise“ von Phil Collins, während ich das schreibe? Kein Wunder, dass ich das mega schön finde… Schnell ausmachen, SO kann ich nicht schreiben).
Es ist aber wirklich erfrischend, dass man auch mal ein bisschen ernstere, „echte“ Dialoge zu hören bekommt, die wirklich was aussagen.
Zudem wird die China-Atmosphäre äußerst hübsch eingefangen. Was mir nämlich auffallend gut gefällt an dieser Folge ist, dass sich hörbar Mühe gegeben wurde, einen Touch China auf Tonband zu bannen, der für die Kids nachvollziehbar ist.
Außerdem gibt es schöne Beschreibungen von der Gegend, in der die drei China-Reisler (wer findet den Wortwitz?! Hehe) sich aufhalten.
Weil es natürlich nicht wahnwitzig genug ist, dass Benjamin Reisefant und die beiden anderen extra nach China gereist sind, um dem armen Pandabanda Medizin mitzubringen, müssen sie natürlich noch ein super duper wie gefährliches Abenteuer bestehen, um an diese mysteriöse Medizin, die sich „Wolfsbeere“ nennt, zu kommen. Woooah! Action vom Feinsten!
Denn Benjamin und Co müssen über eine winkewanke-Schlucht und durch einen reißenden tiefplätscherwasser-Fluss! Nicht zum Aushalten! Wie in einem Abenteuer-Dschungel-Streifen hier!
Die Szenen sind gar nicht mal so schlecht. Nebenbei haben die drei Wir-setzen-unser-Leben-für-ein-kleines-Bauchweh-Vieh-aufs-Spiel-Reisende auch noch einen Begleiter: Goldnase!
Das ist so ein Goldstumpfnasenaffe.
Wie, nie gehört?
Na so ein Geselle hier, schaut mal:
Ist er nicht süüüüüß?!
Nein?
Na hört mal- wie anti-tierisch seid ihr denn bitte drauf heute? Also wirklich…
Goldnase ist der Held in einer heldenfreien Story. Ganz niedlich, der Kleine.
Aber nicht so niedlich wie das arme, erkrankte Pandababy, ja? Das muss nämlich immer noch gerettet werden!
Und ob Benjamin die Medizin rechtzeitig findet (na gut, es gibt keine tickende Zeitbombe und keinen Countdown- aber das wäre, oder?) und ob die Wolfsbeere dem Pandababy hilft, ob Benjamin wirklich gebackene Zuckerstückchen isst, wie oft Otto klugscheißt und ob Stella vielleicht „absichtlich“ in China vergessen wird- tja, das müsst ihr dann selbst nachhören.
Nur eins noch- das Ende ist jetzt wieder ein Witz, oder?
Ein „Picknick“ hatten wir ja in einer Benjamin-Folge noch nie…
NIE…
Nie.
(Ich frage mich manchmal, ob es eine
Muss-Vorkommen-Liste für Benjamin-Hörspielfolgen gibt. Langsam glaube ich das schon. Die sieht dann vielleicht so aus:
- Benjamin trompetet mind. dreimal (egal wann, einfach zwischendurch einbauen, die Kleinen lieben das)
- Otto weist Benjamin zurecht (mind. viermal)
- Stella ergänzt Ottos Sätze (mind. siebenmal)
- Karla will einen Artikel schreiben
- Am Ende gibt’s ein Picknick (oder Kuchen)
Die brechen sich scheinbar einen Zacken aus der Krone, wenn eine Sache davon mal nicht vorkommt. Hallo? Tobt euch aus- es ist ein Kinder-Hörspiel!
Selbst Kinder wollen nicht immer nur picknicken. Ehrlich wahr.
Im Großen und Ganzen ist die Folge wirklich ordentlich.
Es ist zwar nicht super spannend, aber immerhin wird es nie langweilig.
Die Figur des Wang Ching Chong Chung, oder wie auch immer er heißt, war auch symphatico. Fands nur ein bisschen schade, dass der so total deutsch war. Warum? Man hätte es ja nicht gleich übertreiben müssen mit dem chinesischen Akzent, aber hallo? Gelade hiel bot es sich doch an ein bisschen mehl von dem Klischee, Chinesen können kein L splechen, einzubauen. Ist doch für Kids witzig, ihr lieben Macher. Warum lasst ihr sowas aus?
Natürlich war das Ende vorhersehbar- aber was so zwischendrin passiert, bot ja doch das unterhaltsame Feeling von schicken Überraschungen.
Nicht schlecht.
Highlights:
- Das Pandababy hat sich versteckt. Und wo?
Karla: „Unter dem Laub- mit Verlaub!“
- schöne Beschreibungen von Wangs Heimat
- Benjamin isst scharfes Essen
- man lernt ein bisschen was über chinesische Weisheiten
- und man lernt eine Affenart kennen (die mir jetzt völlig unbekannt war)
- ein kleines „Rätsel“ lockert alles ein wenig auf
- die Szene mit der Brücke war gut (, wenn auch etwas unrealistisch mit den Lianen, aber okay…)
- Benjamin läuft durch einen Fluss und trägt Stella und Otto dabei auf den Schultern
Stella: „Ih, und meine Füße werden nass.“ (Wie gut, dass Stella keine größeren Probleme hat… Ich meine: die ertrinken da halb und sie denkt an ihre Füße. Das ist ja fast schon ein Kunststück)
Otto: „Meine auch… ist doch egal.“ (Wow Otto, was ist los mit dir? Der erste sympathische Zug seit langem)
- Die drei sind in einer Höhle und Stella bezeichnet sich als „Höhlenforscherin“ und Otto ist der „Höhlengeist“. Benjamin meint, dass sie doch albern sein. Dann hören sie ein Echo, was Benjamin total knorke findet. Daraufhin findet Otto Benjamin albern. (Otto… warst du eigentlich schon mal in deinem bisherigen kurzbeinigen Leben ein richtiges Kind? Wenn nein, dann sei mal bitte eins… wenn auch nur für fünf Minuten… bitte…)
- In der Höhle entdecken sie auch Fledermäuse, aber Benjamin glaubt zunächst, dass es Höhlengeister sind:
Stella: „Höhlengeister flattern doch nicht.“ (Im Ernst, ich finde das
nicht mehr lustig. Ich finde es ÄTZEND, wie furchtbar besserwisserisch Stella und ihr Otto immer sein müssen. Was soll das? SEID doch endlich MAL Kinder!)
- Karla hat eine ganze Seite für das Geburtstagskind Pandababy reserviert (wie gut, dass in Neustadt nie aufregendere Sachen passieren als Pandababy-Geburtstage. Neustadt muss schön und sicher sein, ne Traumstadt eben…)
Die Figuren:
Benjamin: hat ein paar gelungene Auftritte
Otto: einmal Otto, immer Otto… es wird nicht besser, auch wenn winzige Hoffnungsschimmer vorhanden sind
Stella: alte Nervensäge…
Herr Tierlieb: hält nichts von Hausmittelchen gegen Bauchweh
Karla Kolumna: hält sich aus dem meisten raus, ansonsten supi wie immer
Herr Wang: tolle Stimme, toller Typ
Goldnase: zu goldig!
gebackene Nudeln: fanden sich köstlich
China: wurde noch nie von einem sprechenden Elefanten bereist
Fazit:
Schicke China-Reise-Story, die mit Gemütlichkeit und eine Prise Action aufwartet. Hat natürlich so seine Macken, ist aber sonst recht ordentlich. Kann man auf jeden Fall hören!
Bewertung
7 von 10 Punkten.