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Zum Ende der Seite springen Die Formel einer Serie
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Myrath ist männlich Myrath
Bösi McEvil


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1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
3. Experte: Fünf Freunde


Die Formel einer Serie

Dieses Thema könnte eventuell ein bisschen kontrovers werden und ausarten, dabei geht es eigentlich um ganz "harmlose" Dinge Zwinker Ich vermute allerdings ziemlich unterschiedlich geartete Auffassungen dazu...

Wenn man mal genauer hinschaut, basieren langlaufende Serien wie die meisten der hier besprochenen Hörspielreihen auf einem bestimmten Konzept, welches ich mal "die Formel" nennen möchte, und das dann zu verschiedenen Geschichten variiert wird, solange es geht und erfolgreich ist.

Ich weiß, dass es unterschiedliche Leser/Hörer-Typen gibt und das manche sofort den Spaß an etwas verlieren, sobald sie eine Art Formel wahrnehmen anhand der sie erwarten können, wie die Geschichte weitergeht. Wem dadurch der Spaß abhanden kommt, der sollte vielleicht besser nicht weiterlesen Happy

Nun bedeutet eine Formel natürlich nicht, dass immer alles genau gleich ist, sondern dass man sich an einem allgemeinen Schema orientiert, was ja auch Abweichungen bedeuten kann. Natürlich bedingt das Vorhandensein einer Formel, dass man entweder nur in gewissen Grenzen abweichen kann oder dass man das genaue Gegenteil der Formel macht (und sich somit in gewisser Weise trotzdem an dieser Formel orientiert). Alle Abweichungen zwischen "ein bisschen" und "das Gegenteil" wären dann allerdings wohl einfach "etwas anderes" als diese Formel. Man könnte diesen Bereich also als "Weiterentwicklung" bezeichnen.

Warum man Formeln verwendet, dürfte einleuchten: Man will eine möglichst lange Reihe von Geschichten erzählen und braucht ein Konzept. Außerdem schafft so eine Formel Erwartbarkeit (von etwas Gutem) und Vertrautheit, so dass man sich gleich wohl fühlt und weiß, dass das auch bei der nächsten Geschichte der Fall sein wird, weshalb man diese dann auch immer wieder kauft.
Andererseits gibt es viele Leute, die Wiederholungen nicht mögen und die gerne immer überrascht werden möchten. Natürlich liegt der goldene Weg wahrscheinlich wie immer irgendwo in der Mitte. Aber es kommt ja bei den am längsten laufenden Serien auch vor, dass Kerncharakteristika oder Versatzstücke von einigen weiterhin gefeiert werden und von anderen bei jedem erneuten Auftauchen quasi nur noch mit einem Augenrollen (oder Schlimmerem Fettes Grinsen ) quittiert werden und die alles mögen, was gerade NICHT nach dieser (oder überhaupt irgendeiner?) Formel aussieht. Ich will übrigens nicht sagen, dass das falsch ist, ich möchte es nur mal in dieser Form zur Diskussion stellen Sonnenbrille

Heutzutage hat sich ja auch ein anderes Erzählschema duchgesetzt, das nicht in einer Reihe von abgeschlossenen Einzelgeschichten gleicher Art besteht, sondern darin, dass alles einen großen Handlungsfaden hat und jede Folge auf der anderen aufbaut. Das hat eigene Vor- und Nachteile. (Ein Nachteil ist zum Beispiel, dass der Abschluss dieser großen Geschichte meistens je schlechter ist, desto länger diese große Geschichte bereits andauert...) Wie dem auch sei, unsere Hörspielserien von früher mit einer großen Anzahl an Folgen bauen noch auf dem alten Schema auf und benutzen Formeln und das dürfte sich ohne erhebliche Mühen auch nicht mehr ändern lassen.

Nun stellt sich die Frage: Wie findet sich der einzelne Hörer damit ab? Erfahrungsgemäß wollen einige so wenig Veränderung wie möglich und andere soviel wie es nur geht. Und alles dazwischen. Einige würden auf die Erkenntnis einer Formel wohl sehr ablehnend reagieren, andere würden die Einhaltung dieser Formel erwarten und große Diskussionen ergeben sich ja auch regemäßig über die Zulässigkeit dieser oder jener Variation. Auch stellt sich die Frage nach dem Ersetzen einer alten Formel durch eine neue oder nach dem Faktor der zeitlichen Umstände in Bezug auf so eine Formel. "Kann man sowas heute noch machen?" "Funktioniert das heute noch?" "Wie wäre es mal mit 'was anderem'?"

Die genauen Formeln der einzelnen Serien oder Abschnitte herauszuarbeiten, wäre wohl eine Aufgabe für sich. Eine grobe Annäherung meinerseits zum Zweck der Illustration werde ich hier trotzdem kurz machen:

Fünf Freunde: Die Kinder sind auf sich gestellt/allein unterwegs und erleben ein Abenteuer. Am Ende werden die Schurken besiegt und alle sind glücklich.
Das ist im Falle dieser Serie recht einfach. Spezifischer wird es durch die Behandlung einzelner Aspekte: Onkel Quentin ist genervt bis böse und macht Schwierigkeiten, die Gauner sind "die bösen Männer", es wird geschmuggelt, die Kinder wenden keine Gewalt an, andere Kinder sind in zwei Kategorien eingeteilt, das Verbrechen wird durch "Aufdeckung" vereitelt usw. usf.
Leichte Variationen wären dann, dass Onkel Quentin mal nett ist und Hilfe braucht, oder dass nicht geschmuggelt wird, sondern man jemanden aus Seenot rettet etc. Die Formel in Form ihres Gegenteils anzuwenden wäre dann, die Kinder mit einem Gewehr in der Hand die Schurken zur Polizei führen zu lassen. Oder gar, die Kinder selbst schmuggeln und damit durchkommen zu lassen. (Erfahrungsgemäß ruft so etwas kontroverse Meinungen hervor).
Eine etwas größere Variation und somit eine Weiterentwicklung wäre, wenn sie mal einen Fall komplett anhand von Ermittlungen und logischen Schlüssen lösen würden, wie zum Beispiel Sherlock Holmes.
Das Ganze ist jetzt natürlich eine vereinfachte Darstellung, in Wirklichkeit ist es etwas komplexer, selbst bei den Fünf Freunden.

Bei TKKG wird es nun interessanter. Klar, im Grunde laufen sie rechtschaffen durch die Gegend, werden mit dem Unrecht konfrontiert und spielen in moralisch-belehrender Weise selbst Polizei. Früher hat Tarzan auch die Gangster vor dem Abliefern einfach verkloppt. Daraus resultierte natürlich, dass es immer eine Situation geben musste, in der ihm Gewalt angedroht wurde, was wiederum einen bestimmten Charaktertyp von Antagonist voraussetzte... Die vier Hauptfiguren hatten auch ihre speziellen Eigenschaften, die sie ausgiebig einsetzten und die Gangster entsprachen oft gängigen Klischees (oder realen Typen?). Die Verbrechen waren meist tatsächlich bekannte Probleme, die man auch in den Medien vorfand.
Hier war es meist der Fall, dass Verbrecher schon durch ihr Auftreten oder gar ihren Namen identifizierbar waren, dass Tarzan immer Recht hatte, dass moralische Widersprüche im Verhalten der Bande gegenüber dem Verhalten, dass sie anprangerten, kaum eine Rolle spielten usw. TKKG ist ein wenig komplexer, dass kann man nicht so kurz runterbrechen. Unter anderem ist es ja interessant, dass man die Serie trotzdem feiern kann, selbst wenn (oder weil?) einem oben genannte Widersprüche klar sind.
Die Formel wurde nun bemerkenswert lange Zeit nicht variiert. Und wenn, dann kam es zumindest mir sehr unpassend vor. Dazu gehörten zum Beispiel der Roboter bei Spuk aus dem Jenseits, die Killerpflanzen oder in Ansätzen (Hörspiel) auch der Wissenschaftler und seine Pläne beim Schauerwald. Normalerweise war TKKG ja etwas bodenständiger unterwegs. Später schlichen sich dann auch größere Änderungen ein, zum Beispiel in Tims Verhalten, aber das war bereits nach meiner bevorzugten Phase. Über TKKG kann man sicherlich noch viel mehr sagen.

Jetzt zu Die drei ???: Es wurde ja häufig über die Faktoren diskutiert, die gerade diese Serie zu so einem Erfolg gemacht haben. Ich kann hier nicht alles wiederholen. Aber eine mögliche Erklärung wäre, dass es von Anfang an mehrere Formeln in der Serie gab bzw. dass sie die Verwendung von Formeln fast auf die Spitze getrieben hat. Und später natürlich, dass diese Formelhaftigkeit vielen ein Dorn im Auge war und dass es viele verschiedene Brechungen und Richtungen gab, so dass heute fast nichts mehr zusammen passt. Es ging quasi in alle Richtungen (auch die oben beschriebene mit dem aufeinander Aufbauen der Geschichten) und fügte sich nie mehr komplett zusammen. Das ist durchaus ein Problem. Andererseits macht sie so jeden irgendwann mal glücklich (und in allen anderen Fällen unglücklich Zwinker ).

Am Anfang gab es gleich das Schema mit dem vermeintlichen Gespenst, dass sich dann als Verbrecher herausstellt (Gespensterschloss). Interessanterweise als relativ harmloser. Und es ging auch nicht um Bilderdiebstähle Zwinker Aber da sind wir bei Folge 1, Version zwei: Der Superpapagei. DORT ging es um skurrile Typen, Rätselverse und Bilderdiebstähle. Formel 2 Fettes Grinsen Später gab es noch die Abenteuerfolgen mit Bodenständigkeit und handfestem Grusel, (Arden: Teufelsberg, Aztekenschwert) und demgegenüber stand dann das ECHTE Übernatürliche, wie es bei Carey oft vorkommt (Bergmonster, Karpatenhund, Kreis, Narbengesicht). Danach gab es eine Ersetzung der Formel, in den Spätklassikern, mit Verbrechen, die mehr in Richtung TKKG gingen. Dann kamen die Crimebusters, die schon eher ein komplettes Reboot waren. Und dann die deutsche Ära...
Aber wir sind ja noch gar nicht fertig! (Als könnte man darüber nicht schon genug diskutieren Zwinker ). Die Serie ist auch davon abgesehen ein Formel-O-Rama: Die Karte der drei ??? und das Vorlesen, die zweite Karte, Justus weiß mehr und behält es bis zum Schlussmonolog für sich. Überhaupt die Charaktereigenschaften der drei Hauptfiguren. Und die einprägsamen Nebenfiguren wie Kenneth und Patrick, Mathilda, Titus usw. mit ihren wiederkehrenden Eigenschaften und Verhaltensweisen. Reynolds taucht auf, grummelt und gratuliert am Ende. Alfred Hitchcock tauch auf, grummelt und gratuliert am Ende. Die Hinweise von Hitchcock in den Hörspielen! Seine Anspielungen und ironischen Kommentare. Die Titel der Geschichten! Die Aiga Rasch Cover mit ihrem besonderen Stil. Die Bohn-Musik...

Wirklich DDF ist von allen Seiten das formelhafteste, was man sich vostellen kann. Ist die Serie deswegen so beliebt geworden? Warum wurde dann regelmäßig alles umgeschmissen, mit mehr oder weniger Erfolg? Klammert man sich heute wirklich nur noch an die Sprecher als letzte Konstante? Lebt die Serie nur noch im Bruch ihrer Formel weiter? Findet eine ECHTE Weiterentwicklung (nach obiger Definition) überhaupt statt?

Okay, jetzt bin icht erstmal leergeschrieben Whoat?
19.11.2022 12:25
19.11.2022 16:35

marcm200 ist männlich marcm200
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2. Experte: TKKG



„Weiterentwicklung einer Serie“ klingt für mich negativ, als ob der Anfang schlecht war, und man nun endlich auf den richtigen (wie auch immer gearteten) Weg gekommen ist. Da wäre ich eher schlicht für „Veränderung“. Aber das ist ja Nebensache.

Bei mir gibt es nur wenig, was inhärent Tkkg ausmacht. Es sind 4, und keine 5; sie ermitteln gemeinsam (außer, es ist mal wieder jemand entführt worden), der Fall steht im Mittelpunkt, am besten ein kürzlich geschehenes Verbrechen und nicht eins vor Jahrzehnten; die Verbrechen sind (meist) handfest; man ist in der Handlung dabei (ohne Fahrradfahren im weitesten Sinne geht es nicht).

Mir gefallen daher auch einige Ausnahmen eher weniger oder gar nicht.
  • Wenn pseudo-übernatürliche Elemente vorkommen (Blinder Hellseher, Kristallkugel, Lebendes Gemälde), dann sind das für mich Ausreißer, mal besser (2te), mal schlechter (3te). Ich sage dann nicht kategorisch nein und höre mir diese auch einmal an, aber der „Mindset“, mit dem ich in die Folge reingehe, ist eher negativ. Da hat es die Geschichte sehr schwer, mir zu gefallen.
  • Wenn der Fall nicht im Mittelpunkt steht, sondern ausufernde persönliche Betroffenheit eines Tkkg-Mitglieds wie beim Eiskalten Clown, dann ist dies für mich ein Ausfall in der Serie. Mich interessieren keine tiefen Seelenstudien der Tkkg-ler oder anderer Leute hier.
  • Ebensowenig (reine) Erzählgeschichten (Diamant im Bauch der Kobra, Vom Goldschatz besessen).
  • Außerdem nicht passend sind weinende Tkkg-ler (Blindgänger im Villenviertel) oder Erwachsene (die Lehrer in den neueren Folgen).
Ansonsten aber können die Autoren gerne alle möglichen Ideen verwenden, mehr Technik, andere Kampfsportarten, natürlich andere Verbrechen (Bankraub geht ja nicht mehr, dann doch lieber die Geldautomaten klauen Happy ), oder mal weg von der Maxime „Jeder muss sich an Gesetze halten - aber wenn nicht, schreiten wir ein – zur Not auch unter Umgehung der Gesetzte, da unser Ziel ja ein hehres ist“.

Unschlüssig bin ich mir, was das Privatleben der 4 angeht, ob andere Freunde vorkommen sollen oder Details aus der "Vor-Tkkg-Zeit", wie Karl es mal nennt.
19.11.2022 15:28

Myrath ist männlich Myrath
Bösi McEvil


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1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
3. Experte: Fünf Freunde



Zitat von marcm200:
„Weiterentwicklung einer Serie“ klingt für mich negativ, als ob der Anfang schlecht war, und man nun endlich auf den richtigen (wie auch immer gearteten) Weg gekommen ist. Da wäre ich eher schlicht für „Veränderung“. Aber das ist ja Nebensache.

Hm, so habe ich das noch gar nicht gesehen... Blink

Klar, "Veränderung" würde immer passen. In manchen Fällen wäre es vielleicht eher eine "Erweiterung" des bisherigen Themenfeldes, in anderen wirklich eine Veränderung im Sinne eines "Wechsels".

(Ich glaube, ich hatte nicht "Fortschritt" genommen, weil das immer automatisch wie etwas Gutes klingt, aber wenn "Weiterentwicklung" eventuell wie etwas Negatives klingt, ist natürlich auch nix gewonnen Fettes Grinsen ).

Und siehste, ich bin bereits dankbar für deine Antwort und kann meinen Gedanken fortspinnen Thumb Up Also muss man anscheinend genau darauf gucken, was man persönlich für die Formel hält (also "seine eigene" Formel) und was das bisherige Werk ganz objektiv an Formeln hergibt.

Das wird schon bei DDF interessant, weil gerade dort Leute erfahrungsgemäß ganz unterschiedliche Formeln für sich selbst als "die eine" erkoren haben. Schon in den Klassikern bevorzugen viele die Rätselfolgen gegenüber den Abenteuerfolgen oder die logischen Auflösungen gegenüber den übernatürlichen.

Natürlich sind alle diese Formeln aber objektiv da, und deshalb gehören sie alle zur Serie, ob man will oder nicht. Auf diie Formel mit den Seelenstudien könnte ich bei DDF/TKKG z.B. auch sehr gut verzichten Zwinker

Ansonsten habe ich meine Meinung dazu erstmal zurückgehalten, weil mich interessiert, wie andere mit diesen Formeln umgehen Happy Ich weiß nur, dass man oft hört: "Ach, immer diese Bilderdiebstähle" oder "Bäh, ständig muss Justus einen auf Genie machen" Zwinker

Da fällt mir ein, dass ich es z.B. auf jeden Fall eine coole Variation der Formel finde, wenn Peter oder Bob mal den Hauptteil zur Lösung beitragen.

Was TKKG angeht, sehe ich eine Formel auch am deutlichsten in den ersten Folgen, später wird es etwas freier, wiederholt sich aber auch mal gerne...
19.11.2022 16:07

marcm200 ist männlich marcm200
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2. Experte: TKKG



Zitat von Myrath:
... und was das bisherige Werk ganz objektiv an Formeln hergibt.

Stefan Wolf hat in seinen Büchern, könnte ich mir vorstellen, mit einem bestimmten Grundstock an Elementen geschrieben, die einen unveränderlich (Tarzan bestimmt), andere wohl angepasst (es spielt in der Tkkg-Stadt). Dann kann daraus eine extern ableitbare Formel ersichtlich werden.

Aber wie sieht es aus, wenn mehrere Autoren an einem Werk fortschreiben? Gibt es dort Autorenkonferenzen (oder einen Hauptautor?), welche die große Linie vorgeben - also quasi einen Karteikasten mit Eigenschaften von Personen oder Handlungssträngen? Wenn dann aber jeder Autor noch persönliche Vorlieben einfließen lässt, dann wird die Formel m.E. der kleinste gemeinsame Nenner, und das könnte dann in der Post-Wolf-Ära zu einer Formel mit weniger Konstanten geführt haben.
19.11.2022 16:20

Myrath ist männlich Myrath
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1. Experte: Die drei ???
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Ja, genau. Im Idealfall gibt es eine Serienbibel, die den Rahmen absteckt und an der sich alle möglichst genau orientieren. Wenn nicht, sollte es einen "leitenden" Autoren geben, der den Ton vorgibt an dem sich alle anderen grob orientieren oder es sollte ein Lektorat geben, welches sehr genaue Vorstellungen hat. Ansonsten hat man schnell totales Kuddelmuddel. Siehe DDF in den letzten 100 Folgen.

(BTW, ich kann mir die etwas themenfremde Seitenbemerkung nicht verkneifen, dass Kosmos sich konzeptuell sehr viel mehr Mühe mit der Lektoratsarbeit bzgl. politisch korrekter Änderungen zu geben scheint, als mit solcher zur Erstellung eines roten Fadens für die Geschichten... Pfeifend )

Hm, das Gegenteil von einer Arbeit mit Formeln wäre natürlich eine völlig freie Gestaltung jeder neuen Geschichte. Kann sowas überhaupt funktionieren? Und wie nahe ist TKKG da dran? Hundert Prozent geht auf keinen Fall, dann wären die Protagonisten einmal Cowboys und Indianer und beim nächsten mal Computerviren auf der Spur... Fettes Grinsen

EDIT:

Wobei man vielleicht auch Formeln für den Plot und das generelle Setting auseinanderhalten sollte...
19.11.2022 16:31
19.11.2022 16:33

marcm200 ist männlich marcm200
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Zitat von Myrath:
Hm, das Gegenteil von einer Arbeit mit Formeln wäre natürlich eine völlig freie Gestaltung jeder neuen Geschichte. Kann sowas überhaupt funktionieren? Und wie nahe ist TKKG da dran? Hundert Prozent geht auf keinen Fall, dann wären die Protagonisten einmal Cowboys und Indianer und beim nächsten mal Computerviren auf der Spur... Fettes Grinsen

Bei mir würde so eine starke Variation nicht funktionieren. Mehrere Detektivbanden, die alle gleich heißen, aber völlig unterschiedliche Charaktere sind, das würde mich nicht ansprechen, vielleicht sogar verwirren (ähnlich wie Ich-Gegenwarts-Erzähler „Ich jogge“, und ich sitze lesend auf der Couch).

Ein Vorteil der Formeln ist ja auch so eine Art „Kundenbindung“. Wenn mir die ersten Folgen, die ich gehört habe, gefallen, bleibe ich auch bei ein paar mir weniger zusagenden noch dabei. Und da im Laufe der Zeit ja mehr Folgen erscheinen, haben später geborene Kinder mehr zu Auswahl, und es wird eventuell zufällig, was sie zuerst hören. Um da eine Hörerschaft aufzubauen, muss man zwangsläufig in vielen Folgen eine Art Handschrift sehen. Hätte ich die Folgen, die ich oben beschrieben habe, zuerst gehört, dann wäre ich nicht dabeigeblieben.
19.11.2022 16:49

Myrath ist männlich Myrath
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1. Experte: Die drei ???
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Okay, hier meine persönliche Meinung: Ich bin generell ein Freund solcher Formeln und finde sie bei richtiger Verwendung auch nicht einschränkend. Außerdem sind sie sowieso notwendig.

Wie bereits gesagt schaffen solche Schemata eine positive Gewohnheit und eine Wiedererkenbarkeit, was zum einen den Leser/Hörer glücklich macht und zum anderen den Absatz stabilisiert. Eine komplette Wundertüte, bei der man nie weiß, was man bekommt, hätte da nicht den gleichen Effekt.

Sicherlich kann man nicht eine feste Struktur immer wieder unumstößlich durchziehen und braucht auch mal Abwechslung. Und man kann ja auch mehrere (wenn auch nicht zuviele unterschiedliche) Formeln bei einer Serie verwenden. Aber eigentlich lässt eine gute(!) Formel auch genug Spielraum für Abwechslung.

Was ich gar nicht mag ist, eine Formel komplett ins Gegenteil zu verkehren, nur um Erwartungen zu unterlaufen (bzw."mal was anderes" zu machen Pfeifend ). Das ist für mich wirklich nur Leute vor den Kopf stoßen. Es kann Ausnahmen geben, wenn für einen Überraschungseffekt in einer Auflösung mal ein unkonventioneller Weg eingeschlagen wird. Aber systematisch alle Kernelemente ins Gegenteil zu verdrehen, halte ich für falsch. Jede wirkliche Veränderung wäre da besser. Und bei einer langlaufenden Serie nach einiger Zeit mal die Formel auszutauschen oder anzupassen, ist immer eine Option.

Bei DDF zum Beispiel ist das durchaus dringend nötig. So sehr ich die ursprünglichen Geisterfolgen mag, aber sowas funktioniert heute nicht mehr, wird jedoch immer wieder versucht. Das Konzept der Spätklassiker mit den TKKG-artigen Fällen würde allerdings auch heute noch problemlos funktionieren.

Was man bei der Serie imho allerdings nicht ändern sondern weiterhin einfach beibehalten könnte, wäre die klassische Rollenverteilung unter den drei Hauptfiguren. Aber gerade dort wird immer wieder eingegriffen. Wie gesagt dürfen Bob und Peter auch gerne mal einen Fall lösen, aber dafür muss Justus nicht extra "gestürzt" werden. Außerdem ist die Freundschaft der drei ein wesentlicher Bestandteil des Ganzen und sollte nicht ständig kompromittiert werden. Und man sollte sich darauf konzentrieren Fälle zu lösen anstatt die Hauptcharaktere psychologisch zu demontieren.

Ich sehe allerdings ein, dass es nicht so weit kommen sollte, dass man bei jedem Geist sofort wissend an den Mann unterm Laken denken muss oder dass man bei der Erwähnung von Bildern unwillkürlich eines Diebstahls gewiss ist Zwinker

Was also nun die altbekannten Bilderdiebstähle und Rätseltexte angeht, fände sich aber bestimmt auch ein Weg, die Palette etwas zu erweitern und/oder diese und andere Muster etwas weniger lieblos umzusetzen. Auch Platz für neue Ideen darf gerne gemacht werden, sofern es sich nicht bloß um die "Umkehrung" der Formel handelt.

Und wenn das wirklich so ÜBERHAUPT nicht mehr passen will, sollte man vielleicht sowohl als Autor als auch als Leser/Hörer vielleicht einfach mal was anderes ausprobieren und nicht gerade die Serie, an der einem nichts mehr gefällt Zwinker

(Hier kommt nämlich meine persönliche Abneigung gegen einige Podcasts und auch gegen einige Autoren sowie gegen ein paar eher subversive Fans aus alten Diskussionen zusammen: Wenn euch das alles so anödet, dass ihr nur noch sarkastische Sprüche darüber bringen könnt, dann geht doch einfach weg Fettes Grinsen )

Unterm Strich aber freue ich mich über eine gelungene, spannende Neuerung genauso, wie über eine liebgewonnene Tradition, die in ansprechender Weise gepflegt wird Sonnenbrille Eine gute Balance ist natürlich immer wichtig.
19.11.2022 23:34
19.11.2022 23:42

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