Benjamin Blümchen 023 – als Koch
„Und jetzt… das Tomatenmark. 20 Tuben TOMATENMAAAAARK!“
Es kann sein, dass meine Erinnerung mich täuscht und es doch eine andere Kassette war, aber ich meine, dass das die Folge war, die wir mal vor ungefähr 20 Jahren auf einer Autofahrt gehört haben und bei der mein Vater so ausgeflippt ist, dass uns danach nichts Anderes übrig blieb, als uns mit den drei Fragezeichen anzufreunden
Eine Kindheitsfolge, die bei mir damals ziemlich genau zwischen den beiden Extremen „fast nie gehört“ und „lief auf Dauerrotation“ stand. Ich fand sie weder besonders gut noch wirklich schlecht und hatte sie nicht mehr so wirklich im Ohr, daher bin ich gespannt.
Also, alle haben Hunger. Da wird gleich mal die Basis fürs diesmalige Thema gelegt. Benjamin lädt sich einfach unauffällig bei Otto ein (so ein Schlawiner) und Otto übernimmt die Vorbildfunktion („Nicht immer so’n Süßkram!“). Gleich zu Beginn wird auch klar: Die Folge würde heute so nicht mehr produziert werden. Benjamin hat Hunger auf Fleisch, weil es schlank macht. Ähh, nun ja, mageres Fleisch vielleicht, ansonsten ist das jetzt nicht unbedingt Abnehmprodukt Nummer 1…
Eva-Maria Werth als Fräulein Petra ist einfach grandios. Sie geht so richtig in ihrer kleinen Rolle auf: „Raus hier, Dicker!“ „Ist mir egal, wer das ist! Ich mag Elefanten nicht!“ Auch witzig, wie Benjamin unterschwellig darauf hindeutet, dass der Geschäftsführer seine Arbeit besser machen könnte – solche kleinen Spitzen, die so nebenbei eingestreut werden, sind die besten.
Zurück im Zoo schießt Otto gleich mal Benjamins Träume weg: „Wenn ich ein Restaurant hätte…“ – „Benjamin, du hast aber kein Restaurant!“ Ja, ach. Otto, du müsstest doch mittlerweile wissen, dass etwas, worüber Benjamin nachdenkt, spätestens 24 Stunden später Realität ist
Herr Tierliebs Reaktion ist wirklich toll. Hermann Wagner macht das so wunderbar herzlich und seine Begeisterung ist absolut nachvollziehbar, schließlich ist ein Zoorestaurant eine sinnvolle Erweiterung, welcher Zoo hat kein Café?
So geil, wie Benjamin innerhalb von eineinhalb Sekunden zum Elefantenhaus läuft, den Salat aus der Zeitung wirft und wieder zurückkommt – und die Geräusche dazu
Anschließend gibt es mal wieder ein bisschen Kinderarbeit (da steht Kiddinx ja komischerweise auch heute noch drauf) und Benjamin kriegt das Wichtigste, was aus ihm einen 1A-Sternekoch macht: Die Kochmütze.
Geld für Möbel war nicht da, aber für 20 Einkaufwagen mit Lebensmitteln reicht es offenbar. Und natürlich: Wenn Benjamin was Neues macht, dann ist Karla Kolumna nicht weit weg. Sie kommt sogar mit zwei (!) Fotoapparaten und sagt etwas, was mich aufhorchen lässt: „Ich kann nicht besonders gut kochen.“ Wer sagt eigentlich, dass Benjamin es kann? Ja okay, er kann natürlich alles, weil die Serie das so will, aber hat er es jemals ausprobiert?
Das mit dem Tomatenmark mochte ich schon als Kind total, die Betonung ist der Hammer, man hat wirklich den Eindruck, dass Ott gerade echt Tomatenmark aus der Tube presst. Der Erzähler daraufhin auch sehr geil: „Und dieser Duft… mhm, mir wird fast übel!“
Dann kommen wir allerdings zum etwas unnötigen Punkt der Geschichte: Benjamin verschuldet sein Unglück selber. Prinzipiell finde ich es gut, dass man hier meine Erwartungen ausgetrickst hat und eben nicht der Besitzer dieses supertollen Restaurants sauer wird und es Kleinkrieg gibt, aber wer kein Geld einnimmt, der kann irgendwann auch nicht mehr weitermachen. Und es ist ja nicht so, dass Benjamin ein Restaurant für Bedürftige aufgemacht hat. Auch Herr Tierlieb hätte da eigentlich was einwenden müssen.
Und so landet Benjamin also noch im Fernsehen. Die Lösung gefällt mir, weil man das nicht direkt kommen sieht und es nochmal ne neue Facette des Koch-Berufs aufzeigt – auch wenn ich persönlich so gar nichts für Kochsendungen übrig habe. Sollte es mal Geschmacksfernsehen geben, dann gerne, aber heute gibt es fast nichts im TV, was ich noch überflüssiger finde als Leuten beim Kochen zuzugucken.
Ein bisschen witzig finde ich ja, dass Benjamin viel über die vielen verschiedenen Speisen geredet hat, die er im Restaurant zubereiten will und letztendlich bleibt er die ganze Zeit bei Spaghetti hängen. Immerhin gibt es am Ende doch noch Schnitzel mit Pommes. Und: Jetzt, wo er Fernsehkoch ist, wird Benjamin natürlich auf der Straße erkannt, vorher nicht!
Bleibt nur die Frage, was aus dem Zoorestaurant geworden ist… Wird das jemals wieder erwähnt?
Den kleinen Zuhörern zuliebe steigt der Erzähler von Bier auf Orangensaft um (guter Junge, schmeckt auch viel besser) und durchbricht mal wieder die vierte Wand. Und Ende Gelände.
Ja, was soll ich sagen, natürlich keine sehr aufregende Folge. Wenige Eckpfeiler, kurze Spielzeit, auch kein Gag-Feuerwerk, aber einfach sehr herzlich erzählt. Die Folge hat mich zu keiner Zeit gelangweilt und hat ein paar richtig gute Stellen. Außerdem ist es eine Folge meiner Kindheit und damit hat sie sich natürlich einen kleinen Bonus verdient. Trotzdem schlagbar für Bibi.
7/10
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„Vorsicht, Benjamin! Herr Schmeichler will dir schmeicheln!“
BeBl 63 - Der Computer
„Ich find die Idee gar nicht schlecht, Vater!“
„Gar nicht schlecht ist noch lange nicht gut. Du musst endlich einmal lernen, deine Meinung klar kundzutun!“
„Eben hat er sie noch ... kundgetan.“
„Ja, Herr Graf! Alex war sogar begeistert!“
B&T 20 - Mami siegt