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Zum Ende der Seite springen Klischees in TKKG
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Janni ist männlich Janni
Baron




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Klischees in TKKG

Ich kenne TKKG ja schon seit Jahren, bin aber mit der Serie nie wirklich warm geworden. Habe ich nur sehr vereinzelt gehört.

Können mir die TKKG-Fachleute sagen, ab welchem Folgenbereich die Geschlechterrollen und das Klischeedenken zurückgefahren wurden? Vollzog sich das direkt nach dem Autorenwechsel oder erst später? Oder früher?
12.05.2021 08:12
12.05.2021 09:43

Mangobanane ist männlich Mangobanane
Juniordetektiv


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1. Experte: Die drei ???
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Ich würde sagen, spätestens direkt nach dem Autorenwechsel, wobei auch schon Wolfs letzte Folgen da nicht mehr so reingehauen haben. Manche Gangsterdialoge waren ab Folge 91 zwar noch ziemlich überzeichnet, aber Wolf hat sich irgendwann mehr darauf konzentriert, Regierungskritik unterschwellig loszuwerden und Werbung für die Grünen zu machen, als gegen Zigeuner und Obdachlose zu wettern.
Allerdings sind gerade die klischeeüberladenen Klassiker genau die Hörspiele, die die Serie berühmt gemacht haben. Für viele ist TKKG zwischen Folge 91 und 155 unhörbar, weil Wolf dort selbst die Skripte verfasst hat und sich der Stil somit stark änderte. Und naja, nach dem Autorenwechsel ist die Serie teilweise so durch den Fleischwolf gedreht worden, dass man sie kaum noch wiedererkannt hat.

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12.05.2021 10:47

Janni ist männlich Janni
Baron




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1. Experte: Elea Eluanda
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Berühmt schon, aber mit schlechtem Ruf. So mein Eindruck zumindest.
12.05.2021 10:51

MihaiEftimin ist männlich MihaiEftimin
Ikonenjäger mit Waffenschein


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1. Experte: Die drei ???
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3. Experte: Die drei !!!



Was speziell die Geschlechterrollen betrifft, so kannst du, wenn sie dich in Wolfs Werken gestört haben, recht bedenkenlos die Folgen ab 156 hören. Speziell in "Operation Hexen-Graffiti" (André Minninger) wird das deutlich - die Sprayerbande wird dort von einem Mädchen angeführt, während das einzige männliche Mitglied eher schüchtern und zurückhaltend ist. Das hätte es bei Wolf so vermutlich nicht gegeben.

Auch bei TKKG selbst gibt es einen Wandel, hin zur Stärkung von Gabys Charakter; insbesondere der unfreiwillige Sprecherwechsel zu Rhea Harder macht das auch stimmlich deutlich. Zwischenzeitlich wird es sogar ins krasse Gegenteil verkehrt: In "Blindgänger im Villenviertel" ist Gaby, nachdem ihre Entführer sie zurücklassen, die Entspanntheit in Person, während Tim kurzzeitig einen Heulkrampf kriegt. So extrem ist auch das mittlerweile nicht mehr.

Das Motto "Gaby muss zu Hause bleiben, die Jungs übernehmen ab hier" ist meines Erachtens eher ein Vorurteil gegenüber der Serie selbst, denn es kam in dieser Form nur selten vor, und nur in den ganz frühen Klassikern. Die Behauptung, es käme in der Serie andauernd vor, hat mehr was vom "gefühlten Anteil" (nach dem Motto, alles, was in 200 Folgen mehr als einmal vorkommt, ist ein "wiederkehrendes Element").

Was Ausländerklischees angeht: Witzigerweise ist der Ausländeranteil seit dem Autorenwechsel (nach meinem Empfinden) stark gesunken, bei Wolf durften sie immerhin noch häufiger vorkommen. Aber auch Wolf hat TKKG nicht nur Klischees und Vorurteile in den Mund gelegt, beziehungsweise sie auch auf die Seite von Ausländern gestellt, beispielsweise in "Angst in der 9a", "Hinterhalt im Eulenforst" oder in "Die Gehilfen des Terrors". In "Todesfracht im Jaguar" schreitet Gaby wiederholt ein, wenn Klößchen behauptet, in Italien sei "Alles Mafia!".

Kurz gesagt, jeder, der aus genannten Gründen die alten Folgen nicht mochte, wird an den neueren definitiv Gefallen finden.
12.05.2021 10:59

Janni ist männlich Janni
Baron




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Was ich auch noch im Kopf habe ist, dass Tim immer alles hinbekommt und für illegale Aktionen auch noch gelobt wird. Ist das immer noch so, bzw. war das damals ein falscher Eindruck? Hat Tim sein Alleskönner-Image verloren?
12.05.2021 11:13
12.05.2021 11:23

MihaiEftimin ist männlich MihaiEftimin
Ikonenjäger mit Waffenschein


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1. Experte: Die drei ???
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Das mit den illegalen Aktionen, für die Tim gelobt wird, ja, es kam hin und wieder vor. Man muss natürlich bedenken, dass auch bei den drei ??? der Zweck sehr häufig die Mittel heiligt, allerdings stecken diese auch mehr Tadel dafür ein. Auch sind die bei TKKG eher eine Phase gewesen, insbesondere in der von vielen Fans eher ungeliebten Ära zwischen 91 und 155. Weder davor, noch danach kam das in dieser Häufigkeit vor.

Tims Alleskönner-Image ist in den Folgen ab 156 nahezu komplett flöten. Insbesondere in 180er-Bereich hat es sich sogar ins komplette Gegenteil verkehrt, da hat man stellenweise den Eindruck, er hätte nichts drauf außer Zahnbelag. Mittlerweile (210er-Bereich) scheint man ein gesundes Maß gefunden zu haben.

EDIT: Natürlich mag sich für viele die Frage stellen, warum TKKG-Fans ihrer Serie trotz aller Klischees anhängen. (Achtung: Der nachfolgende Text könnte etwas philosophisch werden!)

Um das beantworten zu können, sind verschiedene Ansätze möglich. Vor allem sollte man sich vor Augen führen, was genau TKKG eigentlich ist - es ist nämlich mehr als nur eine Jugendbuchserie. Rolf Kalmuczak ("Stefan Wolf") hat zu Lebzeiten viel Zeitung gelesen, was ihn häufig für einen TKKG-Band inspiriert hat. So finden wir viel vom jeweiligen Zeitgeschehen in der BRD in den Büchern und Hörspielen. Beispielsweise ist die "Brigade Staatsfeind" im "Geiseldrama" von der RAF inspiriert; sogar einige Namen ähneln realen RAF-Terroristen. "Ein Toter braucht Hilfe" spielt nicht umsonst zur Zeit des Golfkrieges (1991), und dessen Nachfolger "Weißes Gift im Nachtexpress" thematisiert die deutsche Wiedervereinigung und deren Folgen. "Todesfracht im Jaguar" behandelt Grenzkriminalität in der Zeit vor dem Schengener Abkommen. Der Zuzug von Osteuropäern nach der Wende wird mehrfach in der Serie behandelt ("Vermisste Kids und Killerpflanzen", "Bankräuber mit Supertrick", "Nonstop in die Raketenfalle" ...). Bereits "Angst in der 9a" behandelt das Schicksal italienischer Gastarbeiter, die sich mit ihren Familien in Deutschland niederließen, und dass es auch angestammte Italiener nicht leicht hatten, zeigt "Hinterhalt im Eulenforst". Viele kriminelle Tricks erwecken den Anschein, als kämen sie direkt aus einer Folge von "Aktenzeichen XY ungelöst". TKKG unter Wolf ist im Grunde eine Chronik der tagespolitischen und gesellschaftlichen Ereignisse in der Bundesrepublik von 1979 bis 2007 - nur eben als Jugendkrimi verpackt, und in extrem überzeichneter Form. Das mag banal klingen, ist aber genau der Punkt, den TKKG-Kritiker (und selbst heutige an der Serie beteiligte Personen) sehr häufig nicht kapieren; ebenso wenig wie, dass Wolf zwar ein erzkonservatives Weltbild hatte, aber gewisse Ansichten in den 1980ern durchaus auch von Durchschnittsbürgern vertreten wurden. Das führt eben dazu, dass die TKKG-Klassiker ein Produkt ihrer Zeit sind, und manche dort verwendeten Ansichten und Begriffe heute nicht unbedingt mehr salonfähig sind. Dementsprechend sollte man sich, wenn man sich über "die Serie" als Ganzes ein Urteil erlauben möchte, unbedingt auch die neueren Folgen vornehmen, denn die sind schon merklich anders - zum Teil so anders, dass Fans der ersten Stunde "ihre" Serie praktisch gar nicht mehr wiedererkennen.
Thanks for coming to my TED Talk. Fettes Grinsen
12.05.2021 11:23
12.05.2021 12:50

Mangobanane ist männlich Mangobanane
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1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
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Unterschreibe ich so. Habe das als Kind auch nie so wahrgenommen, dass teilweise sehr üble Sprüche (zB in der 37) dabei waren. Wähle auch heute nicht die AfD Zwinker

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„Ja, Herr Graf! Alex war sogar begeistert!“
B&T 20 - Mami siegt
12.05.2021 12:55

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1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
3. Experte: Die drei !!!



Als Kind hab ich das auch nie so wahrgenommen. Als Erwachsener schon eher, wobei ich auch nicht alles so eng sehe (außer in der 37, das grenzt schon an Menschenverachtung). Waren halt auch einfach andere Zeiten. Und obwohl ich als Kind Sprüche wie "Das haut den stärksten Neger aus der Weltraumkapsel" gehört habe, würde ich trotzdem behaupten, dass aus mir ein weltoffener und toleranter Mensch geworden ist, und von der AfD halte ich vor allem eins, nämlich Abstand. Zwinker

Worauf ich hinauswill, ist eben, dass TKKG für uns als Kinder eben das Fenster zur Erwachsenenwelt war, auch wenn es uns (im Gegensatz zu den drei ???, die in ihrer klassischen Ära eine vergleichbare Funktion hatten) in extrem überzeichneter und klischeehafter Form präsentiert wurde. Deshalb feiern wir die Klassiker heute trotz allem ab, während wir in der unsäglichen Kuschel-Ära (v.a. 180er-Block) eher kopfschüttelnd vor unseren Playern gesessen haben, eben weil es mit TKKG in der Form, wie wir es von früher kennen, nicht mehr viel gemein hatte. Jemand, der mit TKKG wenig zu tun hatte oder die Serie gar überhaupt nicht gemocht hat, wird mit den neueren Folgen eher warm werden, weil genau die Kritikpunkte, die wir bei unseren Lieblingen ignorieren oder als Produkt ihrer Zeit ansehen, in der Post-Wolf-Ära nicht mehr präsent sind. Dafür gibt es andere Dinge in dieser Ära, die ich kritisieren könnte. Zwinker
12.05.2021 13:12

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