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Schreibstil erkennbar?
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Myrath
Sekretär
Dabei seit: 02.08.2022
Beiträge: 3.644
Spiel-Beiträge: 210
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Zitat von Murphy: |
Ob das bei jedem Text funktioniert? |
Ich schätze, bei einigen Texten ist es schneller vorbei als bei anderen
Zitat von Murphy: | Bei einem Sonnleitner oder Minninger erschließen sich tiefere Bedeutungsebenen wahrscheinlich nicht, wenn der Leser seine Bücher immer wieder liest; weil es sie schlicht nicht gibt.
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Ich glaube, bei Minninger kann man eine ganze Menge herauslesen. Hat ja nicht unbedingt etwas mit der Güte der Bücher zu tun
Bei Sonnleitner wird es aber wirklich schwer. Das wirkt alles ziemlich weit weg; eben so wie jemand, der wie ein Lehrer für kleine Kinder schreibt.
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10.09.2022 20:30
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MihaiEftimin
Ikonenjäger mit Waffenschein
Dabei seit: 26.04.2021
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Herkunft: Westfalen
1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
3. Experte: Die drei !!!
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Vielleicht gäbe es bei Sonnleitner tiefere Bedeutungsebenen, wenn sie nicht immer mit dem Cliffhanger hinten rüberfallen würden?
Meine Vorgehensweise würde ich auch nicht gerade als streng wissenschaftlich bezeichnen, allein schon, weil mir dazu die Fachkenntnisse fehlen. Aber profunde Analysen sind möglich, je mehr man liest. Irgendwann sind Stärken, Schwächen, Erzählmuster, Marotten etc. einfach mit häufigem Lesen bekannt, und man weiß in den allermeisten Fällen im Vorhinein, worauf man sich einlässt, wenn man das Buch aufklappt und den Namen des Autors sieht. (Ausnahmen bestätigen da natürlich die Regel, wie von euch schon angesprochen). Doch nicht nur spezielle stilistische Eigenschaften fallen auf, auch Wandlungen in diesen mit der Zeit, vor allem wenn man die Werke eines Autors chronologisch liest, so wie ich es vor einer Weile mit den ersten 20 TKKG-Büchern gemacht habe. Manche Autoren werden über die Zeit reifer, andere lethargischer, wieder andere entwickeln sich mit der Zeit wieder zu ihrem ursprünglichen Stil zurück, etc. Das muss man natürlich als großes Ganzes sehen, und vor allem bei einer Serie wie DDF, an der bereits viele verschiedene Autoren beteiligt waren, den Überblick behalten.
Wie gesagt, da mir der literaturwissenschaftliche Background fehlt, habe ich meine eigenen Methodik. Bei TKKG war es ganz stumpf "ich lese jetzt einfach alles einmal komplett durch und schreibe ganz selektiv heraus, was mir mit der Zeit auffällt" (den Marathon habe ich in einem anderen Forum dokumentiert). Ist natürlich keine besonders saubere Methode, kann aber schon recht gut zu Erkenntnisgewinnen führen. Vor allem kann es Spaß machen und erfordert keine spezifische akademische Qualifikation. Es reicht, wenn man lesen kann.
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10.09.2022 20:56
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Mangobanane
Juniordetektiv
Dabei seit: 15.02.2017
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Herkunft: Heide
1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
3. Experte: Fünf Freunde
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Ich glaube sogar, dass Sonnleitner von seinem eigenen Stil enorm überzeugt ist und ihn bewusst einbaut. Der Knochenmann ist wieder so ein Werk, das vom Schreibstil her einfach komplett aus der Reihe tanzt und kein Fettnäpfchen auslässt. Und je nachdem wie man es liest, kann es sogar funktionieren. Aber man muss sich halt drauf einlassen können.
Die Unterscheidung zwischen Marx und Erlhoff (mit Abstrichen auch Nevis und - weil wir hier nur vom Schreibstil reden - Buchna) würde mir schwerer fallen, da ist es dann tatsächlich eher der Fall, durch den man es klarer abgrenzen kann.
Dittert ist stilistisch in meinen Augen mit den letzten Büchern eine klare Note aufgestiegen. Beim Mann ohne Augen zB wurde ich noch ständig aus dem Lesefluss gerissen, das hat sich gebessert. Minninger hat beim Schreiben klar erkennbar immer bereits das Hörspiel vor Augen und formuliert die Buchvorlagen nur aus, weil er es muss.
@marcm200 Um auf deine Frage von Seite 1 zurückzukommen: Es geht dabei ja weniger um die Geschichte und vielmehr um bestimmte Marotten, die bei Sonnleitner immer wieder auftauchen, manche haben da sogar ne Checkliste für
__________________ „Vorsicht, Benjamin! Herr Schmeichler will dir schmeicheln!“
BeBl 63 - Der Computer
„Ich find die Idee gar nicht schlecht, Vater!“
„Gar nicht schlecht ist noch lange nicht gut. Du musst endlich einmal lernen, deine Meinung klar kundzutun!“
„Eben hat er sie noch ... kundgetan.“
„Ja, Herr Graf! Alex war sogar begeistert!“
B&T 20 - Mami siegt
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11.09.2022 09:33
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11.09.2022 09:35
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Myrath
Sekretär
Dabei seit: 02.08.2022
Beiträge: 3.644
Spiel-Beiträge: 210
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Man kann ja auch so an die Sache herangehen. Lieber Autor, schreibe bitte etwas über ein brennendes Haus:
Autor 1: Das Haus brannte.
Autor 2. Flammen schlugen lichterloh aus den Fenstern einer prunkvollen Villa.
Autor 3: Feuer! Alle kannten nur noch dieses eine Wort! Es war schrecklich!
Autor 4: Das einstmals prächtige Haus, in einen feurigen Mantel gehüllt, verging im höhnischen Schein der Abendsonne, begleitet vom rhythmisch anschwellenden Totenchor zahlreicher entsetzter Stimmen, seine Vergangenheit mit sich begrabend, unzählige Jahre der Freude und des Leids seiner Bewohner mit in den infernalischen Abgrund der göttlichem Komödie des irdischen Daseins hinabstürzend, um sich schließlich nur noch als die Asche allen irdischen Daseins in die vier Winde des Schicksals zu verteilen.
Autor 5:
"Es brennt!"
"Was!?"
"Dort! Das Haus von dem komischen Opa!"
"Schnell! Wir müssen ihm helfen!"
Autor 6: Der verdammte Angeberkasten fackelte endlich ab. Kichernd zog er die Vorhänge wieder zu und genoss das panische Geschrei der Idioten, die geglaubt hatten, ihn verspotten zu können. Jetzt hatte er Grund zum Lachen. Herrlich!
Autor 7: Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Fredebald Hinterhuber. Ich wurde geboren, als Sohn eines Arbeiters, im Hause...
Autor 8: Das Haus verbrennt. Es ist zu spät. Niemand kann es mehr retten.
Autor 9: Die abgeranzte Kaschemme irgendeines debilen Opis fackelte erst gestern wieder ab, weil der Depp glaubte, seine Gasrechnung durch Reaktivierung des alten Koksofens im Keller drücken zu können.
Autor 10:
"Oh Ottilie!" Er sah ihr tief in die Augen.
"Oh Klaus-Dieter!" Schmachtend sank sie ihm in die Arme.
"Mir ist so flau!"
Gemeinsam entflohen sie dem Raub der Flammen und gaben sich den Flammen der Leidenschaft hin.
Autor 11: Brandschutz ist eine Angelegenheit von zentraler Bedeutung. Das sollte auch Fredebald Hinterhuber einsehen, als an diesem Tag seine Villa verbrannte. Später würde er sich die Haare raufen und noch seinen Enkeln, die allesamt Feuerwehrmänner werden sollten, immer wieder von diesem Tag berichten. Doch jetzt, am Tage der Katastrophe, hatte er ganz andere Gedanken im Kopf.
Autor 12: Es war ja nicht so, dass ich an diesem Tag keine Lust gehabt hätte, zum Treffen zu gehen. Mir ist auch klar, dass Nähen eine ernste Sache ist. Darauf hat mich meine Schwester ja auch immer wieder hingewiesen. Aber was soll ich sagen? Was an diesem Tag letztendlich aufflammte, war nicht meine Begeisterung für ihr Hobby, sondern meine alte Bude.
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11.09.2022 11:36
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11.09.2022 11:37
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marcm200
3f
Dabei seit: 23.07.2022
Beiträge: 1.290
Spiel-Beiträge: 106
2. Experte: TKKG
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Herrlich!
Autor 2 oder 5 - so stelle ich mir ein Buch vor, das mich zum Weiter-Lesen anhalten würde. Wenn ich selbst Aufsätze geschrieben habe, dann kam immer Autor 1 heraus, mit viel Mühe und Nachdenken vielleicht etwas halbwegs ähnliches zu Autor 2.
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11.09.2022 12:10
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Myrath
Sekretär
Dabei seit: 02.08.2022
Beiträge: 3.644
Spiel-Beiträge: 210
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Danke
Interessant, Autor 2 und 5 kann ich als Wahl ebenfalls nachvollziehen. Aber Autor 1 muss keineswegs schlecht sein, ein nüchterner Stil á la Ernest Hemingway hat auch durchaus seine Fans. Und sehr viele Leute mögen auch den Stil von Autor 6 sehr gerne. Damit konnte ich mich lange nicht so anfreunden, aber mittlerweile geht's
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11.09.2022 12:24
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MihaiEftimin
Ikonenjäger mit Waffenschein
Dabei seit: 26.04.2021
Beiträge: 3.341
Spiel-Beiträge: 119
Herkunft: Westfalen
1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
3. Experte: Die drei !!!
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Wie ich Autor 11 direkt mit der Stimme vom Aktenzeichen-XY-Sprecher gelesen habe ...
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11.09.2022 20:16
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Myrath
Sekretär
Dabei seit: 02.08.2022
Beiträge: 3.644
Spiel-Beiträge: 210
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Zitat von MihaiEftimin: | Wie ich Autor 11 direkt mit der Stimme vom Aktenzeichen-XY-Sprecher gelesen habe ...
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Passt 😂
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11.09.2022 20:26
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11.09.2022 20:26
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Serienfan
Baron
Dabei seit: 05.06.2013
Beiträge: 5.220
Spiel-Beiträge: 0
Herkunft: Hessen
1. Experte: Die drei !!!
2. Experte: Lady Bedfort
3. Experte: Bibi Blocksberg
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Wahnsinn. Ich find's ja cool, was ihr so alles wieder erkennt und so. Aber ich gehe da viel unbedarfter an die Sache heran.
Bin ohnehin nicht so der Experte bei den Hörspielfolgen. Lese 3 ??? und TKKG gar nicht. Von den 3 !!! habe ich einige wenige Bände gelesen. Als meine Tochter im Zielgruppenalter war noch mehr, jetzt eigentlich nur noch die neuen Adventskalender.
Ich schaue auch immer vorher drauf, wer der Autor ist. Also beim Lesen. Beim Hören jetzt nicht so. Von daher schwer zu sagen, ob ich es erkannt hätte. Bei den 3 !!! anfangs, als die Reihe quasi nur von Maja von Vogel und Henriette Wich geschrieben wurde, da hätte ich raten können und hätte wahrscheinlich zu 75 % richtig gelegen. Inzwischen lese ich wie gesagt kaum noch. Dazu kommt, dass es inzwischen einige Autoren mehr geworden sind.
Ich erinnere mich vage, dass wir in den früheren Folgen öfter H. Wich kritisiert haben. Die von Vogel-Fälle gefielen mir oftmals besser und hier im Forum schien das einigen so zu gehen. Ich meine es war H. Wichs Art, die Fälle aufzulösen, die nicht ganz so gefiel. Dann kam irgendwann Mira Sol dazu, die wiederum sehr interessant erzählen konnte, insgesamt etwas aufregender.
Aber bei diesen Eindrücken blieb es dann auch. Zu den neuen Autorinnen kann ich gar nichts sagen. Gehe da auch eigentlich gar nicht so gerne analytisch ran. Lass mich lieber berieseln. Finde insgesamt, dass die Folgen im Vergleich zu früher nachgelassen haben, aber kenne hier auch nur noch die Hörspiele und weiß nicht, welche Gründe das hat.
Was Hörbücher angeht, bei einem Andreas Gruber erkenne ich schon den Stil, auch bei Sebastian Fitzek z. B., aber die kaufe ich auch nach Autor.
@Myrath Klasse Post mit den 12 Autorenbeispielen. Ich hab mich bald weggeschmissen.
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11.09.2022 21:05
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Myrath
Sekretär
Dabei seit: 02.08.2022
Beiträge: 3.644
Spiel-Beiträge: 210
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@Serienfan
Danke
Zitat von Serienfan: | Gehe da auch eigentlich gar nicht so gerne analytisch ran. Lass mich lieber berieseln. |
Ist auch vollkommen normal. Nötig wird es allerdings ein bisschen, wenn man nach neuen Sachen sucht, die einem gefallen könnten. Aber ich kenne auch Leute, die bestimmt zweimal oder dreimal soviel lesen wie ich (es gibt ja regelrechte Wettbewerbe im Netz, wer mehr Bücher pro Jahr schafft), und die trotzdem genau die gleiche Einstellung haben wie du (und viele andere Leute)
Ein bisschen bin ich auch neidisch, wenn dann immer wieder die gleiche Begeisterung und Vorfreude da ist, die ich bereits aus bestimmten Gründen nicht mehr aufbringen konnte... andererseits finde ich immer noch genug gute Sachen für mich. Und mir gefallen sogar Bücher, die ich früher niemals gelesen hätte, weil ich sie für langweilig gehalten habe...
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11.09.2022 21:34
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11.09.2022 21:34
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MihaiEftimin
Ikonenjäger mit Waffenschein
Dabei seit: 26.04.2021
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Spiel-Beiträge: 119
Herkunft: Westfalen
1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
3. Experte: Die drei !!!
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Zitat von Serienfan: | Gehe da auch eigentlich gar nicht so gerne analytisch ran. Lass mich lieber berieseln. |
Was ja völlig in Ordnung ist, ich suche ja auch eher die Unterhaltung als die tiefgreifende Analyse. Diese kommt bei mir aber halt mit der Zeit automatisch, und wenn ich eine bestimmte Vorgehensweise wähle, wie eben das chronologische Lesen, habe ich gleichzeitig Unterhaltung und Erkenntnisgewinne. Daher ja auch meine Überlegung, ob ich mich mal, wenn ich Zeit finde, den ersten elf DDF-Bänden in Originalreihenfolge widme (elf deshalb, weil Band 1 bis 9 sowie 11 von Arthur waren und er Band 10 von Arden noch selbst abgesegnet hat). Oder mal einige 5F-Bände von Blyton auf Englisch. Weil ich mir nebst möglichen Erkenntnissen darüber, wie die Erfinder der Serien jeweils ihre Welten aufgebaut haben, auch einfach hervorragende Unterhaltung verspreche.
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11.09.2022 21:46
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Myrath
Sekretär
Dabei seit: 02.08.2022
Beiträge: 3.644
Spiel-Beiträge: 210
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@MihaiEftimin
Lohnt sich, sowohl bei Blyton als auch bei DDF
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11.09.2022 22:20
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MihaiEftimin
Ikonenjäger mit Waffenschein
Dabei seit: 26.04.2021
Beiträge: 3.341
Spiel-Beiträge: 119
Herkunft: Westfalen
1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
3. Experte: Die drei !!!
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@Myrath Da ich die Bücher ja seit langem kenne und entsprechende Erfahrungen mit TKKG gemacht habe, glaube ich das sofort.
Nebenbei teile ich auch eine andere Auffassung deinerseits - wenn ich aus der Uni eins mitgenommen habe, dann eine gesunde Abneigung dem partiell existierenden Elitismus in der akademischen Welt gegenüber.
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11.09.2022 22:24
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Murphy
Nanu, warum steht hier kein Text?
Dabei seit: 21.04.2021
Beiträge: 3.215
Spiel-Beiträge: 38
1. Experte: TKKG
2. Experte: Die drei ???
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@Myrath = Die Beispielliste ist ja grandios. Wirkt wie eine Verballhornung, ist aber keine!
Autor 6 könnte Stefan Wolf sein!!
__________________ Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker, aber ich behaupte, dass Louis Armstrong nie auf dem Mond war!
Romeo und Julia treffen sich. Julia fragt Romeo: "Was machen wir heute Abend?"
Darauf antwortet Romeo: "Ich richte mich nach dir!"
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12.09.2022 09:09
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Myrath
Sekretär
Dabei seit: 02.08.2022
Beiträge: 3.644
Spiel-Beiträge: 210
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@Murphy
Ja, vom Ton her schon
Aber ich habe gerade mal online nach einer Leseprobe aus einem alten TKKG-Buch gesucht (war gar nicht mal SO leicht). Im Schattenreich des Dr. Mubase:
Zitat: |
Der Tod fuhr mit - unsichtbar für alle. Eugen Flunzl hätte es wissen müssen. Aber der hatte sein Gehirn abgeschnallt und nur maßlosen Ehrgeiz im Gepäck - den Ehrgeiz, Tim zu besiegen. Herbstsonne vergoldete die Landschaft. Sträucher und Laubbäume hatten sich bunt gefärbt. Die Zugvögel waren schon vor Wochen abgereist und schickten jetzt Postkarten aus Sardinien und Afrika. Heute war Freitag. Und für den IRC ein heißes Datum. Wie jedermann weiß: IRC bedeutet Internats-Radrenner-Club. Für die Besten der Radler-Gilde war heute die große Prüfung angesagt: das Rennen um den ROHRPFEIFER-See. Dieses schöne Gewässer, auf dem im Sommer Surfer und Segler durchs Wasser pflügen, ist einige Kilometer lang und etwas weniger breit. Eine Umrundung misst ziemlich genau 7200 Meter. Für das Rennen waren fünf Umrundungen zu fahren. |
Das ist ein auktorialer Erzähler, während meiner als personaler gedacht war. Das ist genau das, was mich bei Wolf so nervt: Er hebt sich selbst als allwissenden Erzähler kommentierend über alles hinaus und spottet kräftig nach unten herab
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12.09.2022 11:33
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Mangobanane
Juniordetektiv
Dabei seit: 15.02.2017
Beiträge: 7.589
Spiel-Beiträge: 99
Herkunft: Heide
1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
3. Experte: Fünf Freunde
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Ja und gerade dieses Experimentelle ist nicht so mein Fall. Da stellt sich mir eher die Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“. Heute würde jemand, der so schreibt, nirgendwo mehr ernst genommen werden.
__________________ „Vorsicht, Benjamin! Herr Schmeichler will dir schmeicheln!“
BeBl 63 - Der Computer
„Ich find die Idee gar nicht schlecht, Vater!“
„Gar nicht schlecht ist noch lange nicht gut. Du musst endlich einmal lernen, deine Meinung klar kundzutun!“
„Eben hat er sie noch ... kundgetan.“
„Ja, Herr Graf! Alex war sogar begeistert!“
B&T 20 - Mami siegt
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12.09.2022 12:04
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Murphy
Nanu, warum steht hier kein Text?
Dabei seit: 21.04.2021
Beiträge: 3.215
Spiel-Beiträge: 38
1. Experte: TKKG
2. Experte: Die drei ???
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Es wurde von Fans schon bemängelt, dass es nicht alle Buchfolgen von TKKG als E-Book gibt.
Der Erfolg von Wolf beruhte meiner Meinung nach zum Teil darauf, dass er sehr gut beschreiben konnte. Das erzeugen von Atmosphäre und Spannung konnte er sehr gut. Vielleicht suche ich mal ein paar Beispiele raus und präsentiere die in einem neuen Thread. Zwei, drei Beispiele aus "Locke" könnten auch dabei sein.
Wie würde wohl Wolf den Beispielsatz von oben schreiben? @Myrath
__________________ Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker, aber ich behaupte, dass Louis Armstrong nie auf dem Mond war!
Romeo und Julia treffen sich. Julia fragt Romeo: "Was machen wir heute Abend?"
Darauf antwortet Romeo: "Ich richte mich nach dir!"
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12.09.2022 16:17
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Myrath
Sekretär
Dabei seit: 02.08.2022
Beiträge: 3.644
Spiel-Beiträge: 210
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Zitat von Murphy: |
Wie würde wohl Wolf den Beispielsatz von oben schreiben? @Myrath |
Der protzige Angeberkasten fackelte ab. Kichernd zog Werner Zündel die Vorhänge zu und genoss das panische Geschrei der Leute. Er hatte die Villa aus Rache angesteckt, weil der senile alte Hinterhuber ihn immer verspottet hatte. Seine primitive, dreckige Lache hallte durch das unaufgeräumte Zimmer. Er war ein totaler Versager, der sich nur durch so einen feigen Anschlag Geltung verschaffen konnte.
Zitat von Murphy: |
Der Erfolg von Wolf beruhte meiner Meinung nach zum Teil darauf, dass er sehr gut beschreiben konnte. Das erzeugen von Atmosphäre und Spannung konnte er sehr gut. Vielleicht suche ich mal ein paar Beispiele raus und präsentiere die in einem neuen Thread. Zwei, drei Beispiele aus "Locke" könnten auch dabei sein. |
Mach ruhig, ich glaube, da hätte ich auch was beizusteuern
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12.09.2022 16:32
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12.09.2022 16:32
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Myrath
Sekretär
Dabei seit: 02.08.2022
Beiträge: 3.644
Spiel-Beiträge: 210
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Okay, also zu Wolf und seinem Schreibstil:
Was er macht, ist ganz allgemein gesprochen eigentlich ein schlechter Stil. Mango hat das ja schon mit dem Satz "Heute würde jemand, der so schreibt, nirgendwo mehr ernst genommen werden" auf den Punkt gebracht. Man könnte noch hinzufügen, dass so ein Stil auch in den 80ern bzw. den 70ern schon schlecht war, oder zumindest schon lange aus der Mode. (Man lese alte DDF-Bücher um zu sehen, dass es auch ganz anders ging.)
Der Erzähler greift bei Wolf stark wertend und meinungstechnisch voreingenommen in die Handlung ein, dem Leser wird kein Interpretationsspielraum gelassen und es gibt nur "die eine Wahrheit", nämlich die des Herrn Kalmuczak, der auch deutlich hinter dem Erzähler steht. (Ein weiteres, eigentlich qualitätsminderndes Merkmal.)
So. Wolf hat aber etwas Besonderes hinbekommen: Er ist so dermaßen dreist in diese Richtung vorgeprescht, dass es schon fast an sich wieder Kunst ist
Das ist kein bloßer Spruch, es steckt wirklich eine gewisse Faszination dahinter.
Wolf hat aus den Klischees der Zeit ein eigenes Satire-Deutschland erschaffen, in dem nichts wirklich echt ist und gleichzeitig doch alles. Das fängt bei den Namen der Figuren an, geht über bestimmte Klischees von Charaktertypen und endet bei tatsächlichen Verbrechen aus der Zeitung, in wolfscher Weise verstrickt. Da also keine Figur echt ist und doch jede quasi stimmt, ist dieser hochgradig voreingenomme Stil der letzte Kunstgriff, der alles zu diesem speziellen wolfschen Gesamtbild zusammenfügt. Klar, man möchte als Leser wahrscheinlich eher eine differenzierte Darstellung, aber man bekommt die volle Breitseite an Satire, kalmuczakschem Weltbild und Journalismus.
Mir ist das nämlich beim Reinlesen erst wieder klar geworden: Im ersten Moment rümpft man die Nase aufgrund des "schlechten" Stils, aber dann wird man quasi reingesogen und das Ganze "erdet" irgendwie
Es ist auch für nicht so leseerfahrene Kinder leichter zugänglich und eventuell sogar ansprechender.
Wie gesagt, ich bin weiterhin mit TKKG in francisscher Bearbeitung am glücklichsten, aber die Bücher haben da nochmal auf ganz andere Weise einen gewissen Reiz. Sozusagen das pure Bild dessen, was in den Hörspielen neben einer "normalen" Jugendserie nur durchscheint.
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16.09.2022 15:36
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16.09.2022 15:42
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marcm200
3f
Dabei seit: 23.07.2022
Beiträge: 1.290
Spiel-Beiträge: 106
2. Experte: TKKG
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So tief bin ich noch nie in ein Jugendbuch eingestiegen. Ich gehe da unbedarfter heran: Das Lesen muss mir - damals wie heute - Spaß machen. Und das ist bei Tkkg-Büchern in der Regel der Fall - bei mir sind es eher die Themen, die mir den Spaß verleiden.
Nicht einverstanden bin ich allerdings mit der Klassifizierung als "schlechter Stil" oder "nicht ernst genommen". Ich glaube nicht, dass irgendwie objektiv definiert werden kann, was "schlecht" ist.
Aus der Mode, ja, das kann sein. Aber das bin ich in gewisser Weise auch - ich höre Kinderhörspiele der 1980er und programmiere auch in alten Computersprachen
Gut, es geht nichts über C++ und 16-core-Prozessoren im Heimbereich, aber das ist ein anderes Thema
Und Wolfs Stil hat zumindest den Zeitgeist insofern getroffen, als es doch einige Bücher gab. Vielleicht hat sich der Stil im Laufe der Zeit verändert, das kann ich nicht beurteilen - vielleicht hat jemand so einen Vergleich schon mal gemacht? - aber der Stil zu Beginn hat eine ausreichende Leserschaft gewonnen. Und darum geht es doch einem Autor - dass er gelesen wird - vielleicht mit Anpassungen an den Wunsch der Kunden, vielleicht ohne.
Ich habe kürzlich gesehen, dass Stefan Wolf auch ein paar Jerry Cotton-Romane geschrieben hat (in den 1960ern, glaube ich). Mal sehen, ob ich davon einen finde. Und dann danach direkt ein Tkkg-Buch als Vergleich.
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16.09.2022 16:43
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