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Zum Ende der Seite springen Konnte Stefan Wolf besonders durch seinen Schreibstil überzeugen? - Eine Diskussion inkl. Buchzitate
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Mangobanane ist männlich Mangobanane
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1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
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Zitat von Myrath:
@Mangobanane
Also eher eine negative Reaktion beim ersten Lesen?

Es hat mich hat stilistisch einfach nicht angesprochen. Im ersten Moment las es sich für mich wie ein unfertiges Exposé eines Versuchs von Marco Sonnleitner, für TKKG zu schreiben.

__________________
„Vorsicht, Benjamin! Herr Schmeichler will dir schmeicheln!“
BeBl 63 - Der Computer

„Ich find die Idee gar nicht schlecht, Vater!“
„Gar nicht schlecht ist noch lange nicht gut. Du musst endlich einmal lernen, deine Meinung klar kundzutun!“
„Eben hat er sie noch ... kundgetan.“
„Ja, Herr Graf! Alex war sogar begeistert!“
B&T 20 - Mami siegt
27.09.2022 21:32

Myrath ist männlich Myrath
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1. Experte: Die drei ???
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Zitat von MihaiEftimin:

Ick fühl mir anjesprochen, wa? Fettes Grinsen

Ausgezeichnet Squint Cheers

Ja, die ganzen Beispiele zeigen deutlich, dass Wolfs Stil seinen speziellen Reiz hatte, keine Frage.

Für mich sind weiterhin Arthur, Arden und Huby vorne mit dabei.

Blyton zum Beispiel konnte sich tolle Geschichten ausdenken, war schreibstilistisch aber nicht unbedingt herausragend, wenn auch gut lesbar. (Andererseits, jemand der Wolfs Stil feiert, könnte vielleicht noch mehr mit ihrem Stil anfangen als ich?)

Francis war ebenfalls wunderbar im Geschichtenerfinden und in den Hörspielskripten zeigt sich auch deutlich, dass er gut dramatisieren konnte. Schreiben konnte er allgemein auch, er war ja auch lange bei Perry Rhodan und hat viele andere Serien gestartet. Vom reinen Schreibstil her ist er allerdings auch nicht unbedingt mein Lieblingsautor, da las es sich oftmals etwas zu distanziert im Stile älterer Bücher mit auktorialem Erzähler. Er hat wohl, genau wie Ecke, im Hörspiel sein Metier gefunden.

@Mangobanane
Ja, auch das kann ich nachvollziehen, so ging es mir ja damals auch. Eindeutig Geschmacksache.
27.09.2022 21:33
27.09.2022 21:41

MihaiEftimin ist männlich MihaiEftimin
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1. Experte: Die drei ???
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3. Experte: Die drei !!!



Ja, der spezielle Reiz ist eindeutig da, und ich bin mir relativ sicher, wenn der Stil wirklich objektiv schlecht wäre, hätte ich niemals 100+ Bände davon durchgehalten, also habe ich entweder einen verkorksten Geschmack, oder man muss sich einfach wirklich etwas eingrooven, bis man es wirklich genießen kann.

Mein letzter Blyton liegt lange zurück. Vielleicht macht es da auch einen Unterschied, ob man die Bücher auf Deutsch oder Englisch liest? Sprich, könnten hier die Übersetzer schuld sein, oder war ihr Stil einfach so, wie er war? Das wäre wirklich mal interessant in Erfahrung zu bringen.

Huby ist bei mir ja auch sehr weit vorne mit dabei, da würde ich anhand meiner bisherigen Erfahrung sagen, dass sein Stil eine gewisse Art von "Feinschliff" (in Ermangelung eines besseren Ausdrucks für das, was ich meine ... Squint ) hatte, die bei Wolf stellenweise etwas fehlte ...
27.09.2022 21:45

Myrath ist männlich Myrath
Bösi McEvil


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1. Experte: Die drei ???
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Zitat von MihaiEftimin:

Mein letzter Blyton liegt lange zurück. Vielleicht macht es da auch einen Unterschied, ob man die Bücher auf Deutsch oder Englisch liest?

Eindeutig! Ich würde hier sogar sagen, rein vom Stil her machen die Übersetzungen die Bücher besser. Aber auch hier gilt: Blyton hat einen eigenen Charme im Englischen, den man vor allem als Kind sicher auch schätzen kann. Rein vom Schreibstil her, die Geschichten selbst sind ja nicht zu beanstanden Thumb Up

Hmm, ich glaube, man könnte schon eine Diskussion mit allgemeinen Qualitätskriterien aufmachen, andererseits würden die wieder von der Zielsetzung abhängen... ich denke, wir fahren hier ganz gut mit dem Befürworten je nach persönlichem Geschmack Fettes Grinsen

Arthur war Drehbuchautor und selbst in der Hörspielwelt zu Hause. Entsprechend liest sich seine Prosa. Huby schrieb ebenfalls Drehbücher für's Fernsehen und Hörspiele. Arden hing mit den besten Krimi-Autoren der USA herum und hatte auch mit Hollywood zu tun... man mag es kaum glauben, aber deren Werke lesen sich schon anders als ein Sonnnleitner oder was von Erlhoff Zwinker


PS: Hier nochmal was von Francis zum allgemeinen Vergleich:
Zitat:
Das Licht der aufgehenden Sonne reichte noch nicht bis zu den beiden Männern herab, dennoch konnten sie erkennen, dass sie auf einem Berg von Gebeinen gelandet waren.
Unter den Trümmern einiger Särge kauerte eine abgemagerte Gestalt.
"Was klagst du?" fragte sie mit dünner Stimme. "Warum bedankst du dich nicht? Pattey hat dich den Göttern näher gebracht. Bald wirst du das Reich der Toten betreten und damit in eine schönere Welt kommen, eine Welt, die das eigentliche Ziel allen Lebens ist. Du solltest die Götter nicht schelten. Sie könnten es dir verübeln und dich vom Paradies ausschließen."
Die beiden Männer blickten sich an. So viel hatten sie mittlerweile begriffen, dass offenbar niemand auf dieser Welt Angst vor dem Tod hatte, im Gegenteil, der Tod wurde offenbar sogar herbeigesehnt, um endlich in das glückverheißende Paradies zu kommen.
Perkins und Hoffmann, die die Unsterblichkeit erringen wollten, würden hier bestimmt nicht auf Verständnis stoßen mit ihrem Wunsch, ewig zu leben.
"Ich kann nur hoffen, dass Ralph es besser getroffen oder den Mond gar nicht erst verlassen hat", seufzte der Major.
27.09.2022 22:22
27.09.2022 22:24

MihaiEftimin ist männlich MihaiEftimin
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3. Experte: Die drei !!!



Top, dann könnte sich bei Blyton ja bald der direkte Vergleich lohnen. Squint Ein weiterer Vergleich wäre vielleicht auch zwischen Blyton und Voilier interessant, den könnte ich allerdings ausschließlich anhand der deutschen Varianten vornehmen ...

Generell kann man anhand der Werke, denen unsere Hörspielwelt zugrundeliegt, vielleicht nur bedingt feststellen, von wem sie geschrieben sind, aber wenn man es weiß, erkennt man beim Lesen ja durchaus die Sparte, aus der der jeweilige Autor kam. Eine Stärke für gute Dialoge erkenne ich ja sowohl bei Arthur, als auch bei Huby. Wolf wiederum war ja auch 1979 kein blutiger Anfänger, sondern hatte schon einiges an veröffentlichen Büchern, vor allem Thrillern, zu verbuchen, und gerade den frühen Bänden merkt man schon an, dass er zwar Erfahrung mit dem Schreiben von Geschichten hatte, aber speziell das Jugendbuch für ihn noch komplettes Neuland war, was aber eben genau das ist, was den Charme dieser Ära ausmacht.

Bei HGF muss ich mich noch ein wenig schlaulesen, aber er schien ja nochmal seinen GANZ eigenen Stil zu haben ...
27.09.2022 22:49

Murphy ist männlich Murphy
Nanu, warum steht hier kein Text?


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2. Experte: Die drei ???



Neues Buchzitat

Band 23 „Kampf der Spione“ (Pelikan) ab Seite 68

Unter den Bäumen summten Bienen, Hummeln und Fliegen. Die Zweige filterten das Sonnenlicht. Die Hecke schirmte das kleine Grundstück von der Straße ab. Dennoch – Hildegard fühlte sich, als stünde sie in einem Schaufenster und würde von vielen Neugierigen beglotzt. Sie ging zum Tor, zögerte, blickte die Straße entlang und stellte aufatmend fest, dass sie leer war. Sie stieg in Bernds VW. Darin roch es nach kaltem Rauch. Rasch kurbelte sie ein Fenster auf. Eigentlich, dachte sie, bin ich hier sicher. Niemand in der Stadt kennt mich. Niemand weiß, dass Bernd und ich zusammengehören. Außer Karsoff und Bulanski, natürlich. Aber die werden von ihrem Wissen keinen Gebrauch machen. Wäre ja lachhaft, wenn sie sich an die Polizei wenden. Für berufsmäßige Spione wäre das zu riskant. Die Agnes-Straße, ihr Ziel, lag in einem häßlichen Viertel. Schmale Straßen. Schlaglöcher. Trostlose Häuserzeilen. Weit und breit kein Baum, kein Strauch, kein Park. Blumentöpfe auf dem Fensterbrett – das war der erfreulichste Anblick. Das Viertel wurde fast nur von Gastarbeitern bewohnt. Die waren ja mit allem zufrieden, glaubte man – oder hatten gefälligst zufrieden sein! Sie fand die Adresse, ein schmutziggraues, schmalbrüstiges Huas mit steilem Dach und einem Obergeschoß. Nebenan hatte ein Grieche seinen Tante-Emma-Laden – wie auch immer das auf Griechisch heißen mochte. Prachtvolles Obst war vor dem Geschäft ausgestellt. Außerdem verkaufte er Knoblauchwürste, garantiert ohne Schweinefleisch, und griechischen Wein. Hildegard parkte. Bevor sie ausstieg, überzeugte sie sich im Rückspiegel, daß die Perücke richtig saß. Auch ihre Sonnenbrille setzte sie jetzt auf. An der Haustür waren zwei Klingelknöpfe, aber keine Namen.

__________________
Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker, aber ich behaupte, dass Louis Armstrong nie auf dem Mond war!


Romeo und Julia treffen sich. Julia fragt Romeo: "Was machen wir heute Abend?"
Darauf antwortet Romeo: "Ich richte mich nach dir!"
02.10.2022 14:13

MihaiEftimin ist männlich MihaiEftimin
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1. Experte: Die drei ???
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3. Experte: Die drei !!!



Da hatte Wolf wieder seinen Kurze-Sätze-Anfall ... Fettes Grinsen

Aus der Rubrik "Stellen, die es leider nicht ins Hörspiel geschafft haben", hier ein sehr schöner Charaktermoment aus "Rätsel um die alte Villa", die das Verhältnis zwischen Gaby und Klößchen in den frühen Folgen sehr gut beschreibt:

Zitat:

Im ADLERNEST öffnete Tarzan das Fenster, um die angenehme Abendluft reinzulassen.
Klößchen wollte wieder zur Schokolade greifen, entschied sich aber heldenmütig zum Verzicht. Denn Schokolade nach der Zahnpflege ist wirklich nicht das Richtige.
"Was meinst du, Tarzan, ob die Einbrecher uns umbringen?"
"Klar. Deswegen gehen wir ja hin."
"Sah er sehr kräftig aus, dieser Horst?"
"Wie der Herkules aus der Bräu-Gasse. Als Schwerathlet scheint er besonders begabt im Stemmen von Gläsern zu sein."
"Du willst mich nur beruhigen."
"Seit wann verlierst du denn die Ruhe?"
"Gaby war doch auch ganz aufgeregt."
"Sie ist doch gar nicht dabei."
"Aber sie sorgt sich. Um dich, jedenfalls."
"Wieso um mich?" fragte Tarzan. "Wenn sie sich sorgt, dann sorgt sie sich um uns drei."
"Naja, vielleicht auch ein bißchen um Karl und um mich. Aber deinetwegen hat sie jetzt bestimmt eine schlaflose Nacht."
"Blödsinn!" knurrte Tarzan. "Schließlich... ich meine ... ich gehe ja nicht mit ihr. Sie ist... eh... eine großartige Klassenkameradin und gehört zur TKKG-Bande."
"Außerdem", seufzte Klößchen, "ist sie das hübscheste Mädchen, das ich kenne. Und ich wette, du kennst keine, die reizender aussieht. Außerdem hat sie Charakter. Und ein nettes Wesen - obschon sie immer auf mir rumhackt."
"Daran bist du selber schuld. Du sagst entweder im richtigen Augenblick das Falsche, oder im falschen Augenblick das Richtige. Als würde es dir Spaß machen."
"Klar. Macht's mir ja auch. Ist alles Absicht. Ich glaube, sie ist nur nett zu mir, weil ich zum TKKG gehöre. In Wahrheit kann sie alle Dicken nicht leiden."
"Das stimmt nicht. Sie schätzt dich als einen sehr zuverlässigen Freund. Und was den Speck betrifft - Mädchen begeistern sich nun mal nur für Schlanke und Sportliche."
"In anderen Gegenden der Welt ist das anders. Dort genießen Fette Ansehen, und dicke Frauen - um die reißt man sich. Jetzt hab' ich's! Ich bin richtig - nur am falschen Ort. Also wandere ich aus."
"Gute Reise. Aber dort, wo die anderen Maßstäbe gelten, gibt es meines Wissens keine Schokolade."
"Das ist natürlich ein Grund, hierzubleiben", meinte Klößchen zufrieden und drehte sich zur Wand. "Ich penne eine Runde. Stellst du deinen Wecker? Gut! Mach' mich um halb elf munter! Und verschlaf' nicht! Wäre ein Jammer, wenn uns das Geheimnis der alten Villa verborgen bliebe."
Lächelnd blickte Tarzan durch das geöffnete Fenster in die Dämmerung. Klößchen war schon eine ulkige Nudel. Und jetzt begann er zu schnarchen.
Laue Luft wehte herein. Tarzan griff zum Wecker. Dann fielen ihm die Augen zu.


Was zum Lachen: "Die Bettelmönche aus Atlantis" - Tarzan feilscht mit einem tunesischen Händler:

Zitat:

Hinter dem Ladentisch stand ein dickbäuchiger, schnurrbärtiger Händler. Er trug einen roten Fez auf dem Kopf. Die gestreifte Kaschabia, ein
Kapuzenmantel, reichte bis zu den Knöcheln.
"Kostet sechs Dinar, mein Fräulein", sagte er in einwandfreiem Deutsch.
"Schade!" meinte Tarzan. "Für einen Dinar hätten wir die Schühchen genommen."
"Das ist viel zuwenig, mein Herr. Ich würde draufzahlen."
"Wirklich?" Tarzan lächelte. "Im Bazar des Miramar-Hotels werden die gleichen Pantoffeln für einen Dinar angeboten."
"Unmöglich!" protestierte der Händler. "Dort ist mein Bruder Verkäufer. Und er ist der größte Halsabschneider in ganz Hammamet."
"Das habe ich ihm auch gesagt", meinte Tarzan. "Denn die Pantoffeln sind höchstens einen halben Dinar wert. Als ich ihm das vorhielt, empörte er sich. Er sagte, dann müsste ich erstmal zum Bazar des Fourati-Hotels gehen. Dort wäre sein Bruder der Verkäufer. Und der wäre der schlimmste Halsabschneider in ganz Hammamet. Der verlange sechs Dinar von den dummen Touristen."
Der Verkäufer schmunzelte. "Sagten Sie zwei Dinar, mein Herr?"
"Anderthalb. Aber dazu bekomme ich noch zwei Postkarten samt Briefmarken."
"Sie sollten Geschäftsmann werden", lachte der Tunesier. "Sie würden weit kommen. Also, einverstanden."
Während er für Gaby die Sandalen einpackte, suchte Tarzan die Postkarten aus.
"Übrigens", sagte der Verkäufer, "der Bazar im Miramar-Hotel führt keine Lederwaren."
"Das konnte ich nicht wissen. Ich bin heute erst angekommen. Aber dass Ihr verehrter Herr Bruder dort bestimmt nicht Verkäufer ist, habe ich sofort gemerkt."
Nachdem Tarzan bezahlt hatte, erhielt Gaby von dem Dicken ein kleines Sträußchen Jasminblüten geschenkt.
Kaufen konnte man die Sträußchen auch - das Stück für einen Dinar.
02.10.2022 17:42

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1. Experte: Die drei ???
2. Experte: TKKG
3. Experte: Die drei !!!



Da hatte Wolf wieder seinen Kurze-Sätze-Anfall ... Fettes Grinsen

Aus der Rubrik "Stellen, die es leider nicht ins Hörspiel geschafft haben", hier ein sehr schöner Charaktermoment aus "Rätsel um die alte Villa", die das Verhältnis zwischen Gaby und Klößchen in den frühen Folgen sehr gut beschreibt:

Zitat:

Im ADLERNEST öffnete Tarzan das Fenster, um die angenehme Abendluft reinzulassen.
Klößchen wollte wieder zur Schokolade greifen, entschied sich aber heldenmütig zum Verzicht. Denn Schokolade nach der Zahnpflege ist wirklich nicht das Richtige.
"Was meinst du, Tarzan, ob die Einbrecher uns umbringen?"
"Klar. Deswegen gehen wir ja hin."
"Sah er sehr kräftig aus, dieser Horst?"
"Wie der Herkules aus der Bräu-Gasse. Als Schwerathlet scheint er besonders begabt im Stemmen von Gläsern zu sein."
"Du willst mich nur beruhigen."
"Seit wann verlierst du denn die Ruhe?"
"Gaby war doch auch ganz aufgeregt."
"Sie ist doch gar nicht dabei."
"Aber sie sorgt sich. Um dich, jedenfalls."
"Wieso um mich?" fragte Tarzan. "Wenn sie sich sorgt, dann sorgt sie sich um uns drei."
"Naja, vielleicht auch ein bißchen um Karl und um mich. Aber deinetwegen hat sie jetzt bestimmt eine schlaflose Nacht."
"Blödsinn!" knurrte Tarzan. "Schließlich... ich meine ... ich gehe ja nicht mit ihr. Sie ist... eh... eine großartige Klassenkameradin und gehört zur TKKG-Bande."
"Außerdem", seufzte Klößchen, "ist sie das hübscheste Mädchen, das ich kenne. Und ich wette, du kennst keine, die reizender aussieht. Außerdem hat sie Charakter. Und ein nettes Wesen - obschon sie immer auf mir rumhackt."
"Daran bist du selber schuld. Du sagst entweder im richtigen Augenblick das Falsche, oder im falschen Augenblick das Richtige. Als würde es dir Spaß machen."
"Klar. Macht's mir ja auch. Ist alles Absicht. Ich glaube, sie ist nur nett zu mir, weil ich zum TKKG gehöre. In Wahrheit kann sie alle Dicken nicht leiden."
"Das stimmt nicht. Sie schätzt dich als einen sehr zuverlässigen Freund. Und was den Speck betrifft - Mädchen begeistern sich nun mal nur für Schlanke und Sportliche."
"In anderen Gegenden der Welt ist das anders. Dort genießen Fette Ansehen, und dicke Frauen - um die reißt man sich. Jetzt hab' ich's! Ich bin richtig - nur am falschen Ort. Also wandere ich aus."
"Gute Reise. Aber dort, wo die anderen Maßstäbe gelten, gibt es meines Wissens keine Schokolade."
"Das ist natürlich ein Grund, hierzubleiben", meinte Klößchen zufrieden und drehte sich zur Wand. "Ich penne eine Runde. Stellst du deinen Wecker? Gut! Mach' mich um halb elf munter! Und verschlaf' nicht! Wäre ein Jammer, wenn uns das Geheimnis der alten Villa verborgen bliebe."
Lächelnd blickte Tarzan durch das geöffnete Fenster in die Dämmerung. Klößchen war schon eine ulkige Nudel. Und jetzt begann er zu schnarchen.
Laue Luft wehte herein. Tarzan griff zum Wecker. Dann fielen ihm die Augen zu.


Was zum Lachen: "Die Bettelmönche aus Atlantis" - Tarzan feilscht mit einem tunesischen Händler:

Zitat:

Hinter dem Ladentisch stand ein dickbäuchiger, schnurrbärtiger Händler. Er trug einen roten Fez auf dem Kopf. Die gestreifte Kaschabia, ein
Kapuzenmantel, reichte bis zu den Knöcheln.
"Kostet sechs Dinar, mein Fräulein", sagte er in einwandfreiem Deutsch.
"Schade!" meinte Tarzan. "Für einen Dinar hätten wir die Schühchen genommen."
"Das ist viel zuwenig, mein Herr. Ich würde draufzahlen."
"Wirklich?" Tarzan lächelte. "Im Bazar des Miramar-Hotels werden die gleichen Pantoffeln für einen Dinar angeboten."
"Unmöglich!" protestierte der Händler. "Dort ist mein Bruder Verkäufer. Und er ist der größte Halsabschneider in ganz Hammamet."
"Das habe ich ihm auch gesagt", meinte Tarzan. "Denn die Pantoffeln sind höchstens einen halben Dinar wert. Als ich ihm das vorhielt, empörte er sich. Er sagte, dann müsste ich erstmal zum Bazar des Fourati-Hotels gehen. Dort wäre sein Bruder der Verkäufer. Und der wäre der schlimmste Halsabschneider in ganz Hammamet. Der verlange sechs Dinar von den dummen Touristen."
Der Verkäufer schmunzelte. "Sagten Sie zwei Dinar, mein Herr?"
"Anderthalb. Aber dazu bekomme ich noch zwei Postkarten samt Briefmarken."
"Sie sollten Geschäftsmann werden", lachte der Tunesier. "Sie würden weit kommen. Also, einverstanden."
Während er für Gaby die Sandalen einpackte, suchte Tarzan die Postkarten aus.
"Übrigens", sagte der Verkäufer, "der Bazar im Miramar-Hotel führt keine Lederwaren."
"Das konnte ich nicht wissen. Ich bin heute erst angekommen. Aber dass Ihr verehrter Herr Bruder dort bestimmt nicht Verkäufer ist, habe ich sofort gemerkt."
Nachdem Tarzan bezahlt hatte, erhielt Gaby von dem Dicken ein kleines Sträußchen Jasminblüten geschenkt.
Kaufen konnte man die Sträußchen auch - das Stück für einen Dinar.
02.10.2022 17:42

Murphy ist männlich Murphy
Nanu, warum steht hier kein Text?


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Ich vermute, mittlerweile haben wir genug Buchzitate beisammen. Oder wie seht ihr das?

Happy

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Romeo und Julia treffen sich. Julia fragt Romeo: "Was machen wir heute Abend?"
Darauf antwortet Romeo: "Ich richte mich nach dir!"
03.10.2022 20:51

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Och, ich hätte noch einiges in petto. Fettes Grinsen Aber zumindest für den generellen Eindruck haben wir schon ganz gut was zusammen.
03.10.2022 20:58

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Ich könnte auch noch was von anderen Autoren dazuklatschen, aber der Punkt ist wohl bereits gemacht, oder? Fettes Grinsen
03.10.2022 20:59

Murphy ist männlich Murphy
Nanu, warum steht hier kein Text?


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Wenn ich mal wieder über eine besonders gelungene Buchszene stolpere, bin ich selbstverständlich dazu bereit, es hier als Zitat einzustellen. Happy

Das klingt interessant, dass Mihai noch "einiges in Petto" hat. War Material von dem anderen Forum gemeint? Ich dachte, dort wurden nur besonders lustige Stellen (Dialoge und Erzähler) gesammelt.

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Romeo und Julia treffen sich. Julia fragt Romeo: "Was machen wir heute Abend?"
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07.10.2022 09:34

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3. Experte: Die drei !!!



Zitat von Murphy:
Wenn ich mal wieder über eine besonders gelungene Buchszene stolpere, bin ich selbstverständlich dazu bereit, es hier als Zitat einzustellen. Happy

Das klingt interessant, dass Mihai noch "einiges in Petto" hat. War Material von dem anderen Forum gemeint? Ich dachte, dort wurden nur besonders lustige Stellen (Dialoge und Erzähler) gesammelt.

Klar, der Fokus im anderen Forum liegt primär auf lustigen Stellen und besonderen Stilblüten. Aber das ist ja nicht alles, was die Bücher hergeben. Squint
07.10.2022 12:12

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Es macht ja irgendwie Spaß, die Bücher zu zitieren Fettes Grinsen Ich pack nochmal was von Wolfgang Ecke dazu. Allerdings weiß ich nicht so recht, wo wir mit dem Thread eigentlich hinwollen Zwinker

Hier noch im Präsens:
Zitat:
Perry Clifton sieht sich nach allen Seiten um. Doch niemand ist zu entdecken. Weder an einem der zahlreichen hohen und schmalen Fenster noch in einer Tür. Dabei kann sich Perry des Gefühls nicht erwehren, dass ihre Ankunft von mehreren Augenpaaren beobachtet wird.
"Gibt es hier niemanden, der uns beim Hineintragen der Koffer hilft?" fragt er ein wenig hinterhältig.
"Dort kommt schon einer", grinst in diesem Augenblick Tommy Lenderson wie auf Kommando und weist mit dem Kinn auf einen sich nähernden alten Mann.
Und laut ruft er: "Nun lauf schon ein bisschen, Paganini!"
"Wie heißt der Mann?" flüstert Perry Clifton und ist dabei überzeugt, dass er sich verhört hat. Auch Dicki spitzt die Ohren.
"Wir rufen ihn Paganini. Sein Name ist Jamesberry."


Später in der Vergangenheitsform:
Zitat:
Trotz Tee, guter Straßenverhältnisse und beschwingter Musik aus dem Autoradio hing Glenn Parker schlechtgelaunt über dem Steuer seines ältlichen Ford. Seiner Miene nach zu schließen, würde er auf jeden schießen, der ihn jetzt noch zusätzlich ärgerte.
Als sie Davenport passiert hatten, deutete Perry Clifton in den dunstigen Morgen und sagte bedeutungsvoll: "Hier sollten sie ein bisschen schneller fahren. Ich muss daran denken, dass die dort hinten jetzt auch einen neuen Tag anfangen. Das macht mich regelrecht mißmutig und drückt mir auf den Magen."
"Wer sind 'die dort hinten'?" knurrte Parker fragend zurück.
"Die im Zuchthaus Dartmoor!"
Parker war zusammengezuckt und warf Perry jetzt einen giftigen Blick zu. Gleichzeitig drückte er das Gaspedal bis zum Bodenbrett durch. Eine Aufforderung, der der altersschwache Ford nur sehr zögernd nachkam.
"Sie können einem aber auch den Tag schon am frühen Morgen vermiesen!" brummte Parker.


Hier nochmal was von Felix Huby:

Zitat:
Peppers Fußspitze stieß gegen etwas Weiches. Er beugte sich hinab und spürte unter seinen Fingern das Fell eines Hundes. Als er das Tier berührte, gab es so etwas wie ein Seufzen von sich.
"Betäubt" dachte Pepper. "Ein Tierliebhaber, sonst hätte er die Wachhunde vergiftet oder anders aus der Welt geschafft."
Jetzt wurde der Detektiv noch vorsichtiger.
"Ich bin nicht so alt geworden", pflegte er zu sagen, "um jetzt noch ein Risiko einzugehen".
Aber er tat es trotzdem immer wieder.
Ein Licht flammte kurz auf und erlosch wieder. Es war von dem flachen Bürogebäude hergekommen.
08.10.2022 10:35
08.10.2022 10:39

Murphy ist männlich Murphy
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Dabei seit: 21.04.2021
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1. Experte: TKKG
2. Experte: Die drei ???



Zitat von MihaiEftimin:
Zitat von Murphy:
Wenn ich mal wieder über eine besonders gelungene Buchszene stolpere, bin ich selbstverständlich dazu bereit, es hier als Zitat einzustellen. Happy

Das klingt interessant, dass Mihai noch "einiges in Petto" hat. War Material von dem anderen Forum gemeint? Ich dachte, dort wurden nur besonders lustige Stellen (Dialoge und Erzähler) gesammelt.

Klar, der Fokus im anderen Forum liegt primär auf lustigen Stellen und besonderen Stilblüten. Aber das ist ja nicht alles, was die Bücher hergeben. Squint


Man könnte ja für die besonders lustigen Stellen einen neuen Thread aufmachen.

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Romeo und Julia treffen sich. Julia fragt Romeo: "Was machen wir heute Abend?"
Darauf antwortet Romeo: "Ich richte mich nach dir!"
09.10.2022 12:52

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Hier mal eine Textprobe aus Jerry Cotton 261 - "Im Schatten des Würgers" von Stefan Wolf:
Zitat:
Der größere mochte an zweieinhalb Zentner wiegen — auch ohne Westentaschen-Artillerie. Er überragte meinen Freund um Haupteslänge, hatte Schultern wie der Überseekoffer eines Textilvertreters und gut entwickelte Kauwerkzeuge. Die Stirn des Kolosses war so niedrig, daß er beim Kämmen seiner pomadisierten Locken wahrscheinlich Mühe hatte, sich nicht am Nasenbein zu verletzten. Wie zum Hohn war die ganze Erscheinung in einen nachtblauen Smoking gehüllt, der aussah, als habe eine Herde Elefanten damit Fußball gespielt.

Der andere Boy war nicht ganz so wuchtig geraten, doch imponierend genug, um in jedem Catcherzelt Ehre einzulegen. Seinem Gesicht fehlte die Stumpfheit des Überdimensionalen. Statt dessen zeigten seine Züge den lauernden Ausdruck einer jagderprobten Ratte.

Phil brauchte kein G-man zu sein, um auf Anhieb festzustellen, was für Erdenbürger er vor sich hatte. Wäre er den Boys in Hollywood begegnet, dann hätte er wahrscheinlich angenommen, den Komparsen eines Gangsterfilms zu begegnen. Hier aber war man nicht in Hollywood, sondern in einer gefährlichen Gegend New Yorks; und was jetzt die Treppe herab auf Phil zugewalzt kam, das verdiente seine Dollars mit dem Rausschmeißerjob in der Good Luck-Bar.

Ich habe schon recht viele Jerry-Cotton-Romane gelesen, mir wäre nicht aufgefallen, dass dies ein ausgefallener Stil sein könnte. Diese doch recht ausufernd beschreibende Art lese ich häufiger, auch wenn es hier recht wertend ist.

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Etwas ungewohnter im Lesen für mich ist die folgende Stelle, bei der die Handlung "Handbewegung" auf drei Arten progressiv eingebaut wird - Handlung / Folge / Potential - das war mir so direkt jetzt an anderen Stellen nicht in Erinnerung.
Zitat:
"Komm mit nach oben, alter Junge", sagte der Überdimensionale und begleitete seine Aufforderung mit einer einladenden Handbewegung.

Die Handbewegung verursachte einen Luftzug, der einen Schwarm Fliegen von der Wand schreckte.

Phil wurde es etwas eng in den Schuhen, als er sich vorstellte, daß diese Hand auch zu einer Faust geballt und in Richtung FBI-Agenten-Gesicht bewegt werden konnte.


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Und im Folgenden der letzte Satz mit dem Teppichweber - solch eine flapsige Ausdrucksweise bei einer ernsthaften Szene (Phil gerät in Gefahr) finde ich sehr ungewöhnlich. Aber vielleicht ist das Stefan-Wolf-spezifisch oder zumindest häufig verwendet?
Zitat:
Phil fühlte sich plötzlich ohne Warnung seiner Schulterstütze beraubt und sauste in einer rasanten Kurve in das behaglich eingerichtete Zimmer. Er ruderte mit den Armen, konnte aber seinen Sturz nicht bremsen. Auf einem geschmackvoll gemusterten Teppich fand Phil sich wieder. Er lag auf der Seite und stützte den Ellenbogen genau in das pastellfarbene Zentrum einer phantastischen Wunderblume, die der Einfallsgabe eines Teppichwebers ihr Leben verdankte.
11.10.2022 18:46

Myrath ist männlich Myrath
Bösi McEvil


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Ich glaube sofort, dass das von Wolf stammt Fettes Grinsen

Ja, ein gewisser Duktus ist in Heftromanen natürlich üblich. (Ich habe früher eine Zeit lang John Sinclair gelesen und in ein paar andere Serien reingeschnuppert, sowie einige Perry Rhodan Silberbände, aber die sind ja bearbeitet).

Den letzten Absatz würde ich schon als etwas schlecht bezeichnen. Der Typ wird in ein Zimmer geworfen. In dem Moment beschreibt man nicht sowas wie "behaglich eingerichtet", "geschmackvoll" oder "das pastellfarbene Zentrum einer phantastischen Wunderblume, die der Einfallsgabe eines Teppichwebers ihr Leben verdankte." Meiner Meinung nach jedenfalls.

Aber cool, da mal ein paar Textproben zu lesen Thumb Up
11.10.2022 19:03
11.10.2022 19:04

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Zitat von Myrath:
...dafür müsste ich wohl selbst mal wieder eingie TKKG-Bücher lesen, um das zu beurteilen.

Tadaaa, hier wären wir Fettes Grinsen

Nachdem ich die Millionendiebe nun fast durch habe (und mindestens noch den Hellseher dranhängen werde), konnte ich meine Eindrücke von seinem Stil wieder auffrischen. Vieles von dem, was ich vorher geschrieben hatte, sehe ich immer noch so, aber mein Gesamteindruck ist weniger negativ bzw. ich habe mich in gewisser Weise damit abgefunden Zwinker

Ich habe auch nochmal den Thread über die drohende Einstellung von TKKG in den 80ern und die Interviews gelesen. Dort hatte ich Wolf ja ziemlich ausgeschimpft Squint Ich werde auch wohl nie ein Riesenfan seiner persönlichen Art sein, aber was TKKG und den Schreibstil angeht, hat sich doch etwas bei mir verändert.

Kurz gesagt: Erstens bin ich bereit, TKKG für mich jetzt nicht mehr nur auf die Hörspiele zu reduzieren. Das Lesen des Buches macht mir durchaus Spaß. (Einige Einzelheiten mal außen vor gelassen.) Zweitens ist mir jetzt klarer, was mir an Wolfs Stil gefällt, was nicht, und warum er imho damit recht erfolgreich war. Aber auch, dass der Stil wahrscheinlich nicht sein ganzes Geheimnis war.

Dass ich eigentlich einen eher sachlichen Stil bervorzuge, zeigte ich ja bereits anhand einiger Beispiele. Ich würde Wolfs Stil jetzt aber nicht mehr als "eigentlich schlecht" bezeichnen. Wie bereits vorher gesagt, hat er es ja hingekriegt, dass der Stil für ihn gut funktioniert, aber auch so sehe ich das als Pauschalurteil mittlerweile als unfair an. Was aber zu diesem Eindruck, den ja auch manch anderer Leser geteilt hat, führte, ist folgendes:

Wolfs Stil ist extrem "üppig", wenn ich es mal so beschreiben darf. Damit meine ich nicht "blumig", so wie zum Beispiel schlechte Liebesromane. Aber mit sowas könnte man es bei oberflächlicher Betrachtung unter Umständen in einen Topf werfen. Und das sollte man nicht. Wolf ist zwar gewissermaßen "all over the place", aber er hat trotzdem eine relativ akkurate und journalistisch geprägte Schreibe, die ein gewisses Können verrät.

Der Kern der Sache ist einfach, dass er auktorial schreibt und sich dabei kein bisschen zurückhält. Es gibt ständig wertende Formulierungen von Rolf Kalmuczak UND wertende Sichtweisen der Charaktere, bunt durcheinandergemischt und häufig inhaltlich einer einzigen Linie entsprechend. Nicht so, dass es schlecht geschrieben wäre. Aber man ist eben komplett in Wolfs Sichtweise gefangen, die er zwar geschickt auf mehrere Elemente verteilt, aber die keine zweite Interpretation zulassen.

Die Kehrseite ist, dass sein Schreibstil unheimlich lebendig und pulsierend ist und man komplett in der Geschichte drin ist. Und hier liegt wohl auch ein definitiver Erfolgsfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich diese Erzählweise für Kinder sehr flüssig liest.

An einigen wenigen Stellen wird es aber schon etwas fahrig und man verliert dann wirklich den Überblick, wer gerade was warum meint. Zum Beispiel, wenn Tarzan mit "milder Verachtung" über die Gäste eines Eiscafés blickt. Wieso milde Verachtung? Ist das irgendein Standard, den man nicht näher erläutern muss, weil ihn einfach jeder teilt? Kratzend

Und auf sehr hohem Niveau gemeckert, finde ich auch, dass sein Stil manchmal etwas "kunstlos" und profan ist, was bei anderen mit einem sachlicheren Stil häufig weniger der Fall ist, so seltsam das auch klingen mag. Dafür hat er die Figurensprache allerdings bis auf's i-Tüpfelchen genau drauf.

Seine gekonnte Satire sowie bildungsreiche Ausflüge ins Rotwelsche kommen dann wieder positiv hinzu...

Nein, als schlecht kann man ihn wirklich nicht brandmarken und etwas aus "Wolfs Welt" zu lesen, macht mir mittlerweile auch Spaß Fettes Grinsen

Erfolgsfaktoren sehe ich aber vor allem auch in anderen Bereichen, zum Beispiel dem konkreten Bezug zum damaligen Zeitgeschehen und zur Lebenswelt.

PS: Um jetzt nicht nur das eine obige Zitat anzubringen und möglicherweise einen falschen Eindruck zu vermitteln: Schon im ersten Buch wird Tarzans manchmal gefühlte Überheblichkeit so gut erläutert und begründet, dass man da wirklich keine Probleme mehr haben kann. Nicht mit seinem Verhalten gegenüber Gaby, nicht mit seiner Notwehr in gefährlichen Situationen, mit gar nichts. Tarzan wird schon im ersten Buch besser charakterisiert (oder zumindest deutlicher) als in den Hörspielen oft. Muss man einfach so sagen.

PPS: Für mich hat Wolfs Schreibstil aber tatsächlich den Effekt, dass ich nicht zuviel davon am Stück lesen kann 😄
27.08.2023 16:28
27.08.2023 16:45

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Ich muss einfach mal wieder mehr TKKG lesen, um mich ernsthaft an der Diskussion beteiligen zu können. Stefan Wolf war sicher kein schlechter Schriftsteller. Man merkt auch, dass er ein Vielschreiber war. Allerdings finde ich gerade einige der ersten Bücher etwas "steif". Es wird dann nach ca. 30 Büchern besser, was man auch an den damaligen Taschenbüchern merkt.
27.08.2023 21:55

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