Benjamin Blümchen 086 - Das Nilpferdbaby
„Zwiebelschreckchen kullert in den Graben, da fressen ihn die Raben, ahahahahahahaha!“
Wieder mal eine Folge, die wir als MC hatten, aber von der bei mir nicht so wirklich viel hängengeblieben ist. Dass es um Stress mit dem Baron geht, wusste ich noch, aber wie ich die Folge finde und wie die Handlung im Detail abläuft, habe ich nicht mehr zusammenbekommen. Im Prinzip mehr oder weniger eine einigermaßen neue Folge für mich. Und leider die letzte Nottke-Folge
Wir steigen ein mit einer sehr ausführlichen Diskussion übers Warten. Das erinnert mich daran, dass ich zu dem Thema mal einen Artikel in unserer Schülerzeitung rausgehauen … wie, interessiert keinen? Na gut, weiter im Text.
Der Dialog ist etwas gaga, was sich in den 80ern irgendwie häuft, aber witzig finde ich an dieser Stelle die „Pointe“, wie Till Hagen sagt: „Nein, wir müssen noch warten!“ Das kommt super rüber.
Kurz darauf gibt es schon ein pflichtbewusstes „Ohh, wie süß“, denn in jeder Folge mit niedlichen Tierbabys MUSS das natürlich vorkommen - und hält sich hier hoffentlich in Grenzen. Sehr gut finde ich, dass Benjamins Willkommensgruß der Zootiere auch hier wieder eingesetzt wird, was Kontinuität schafft. Unglücklich ist nur, dass Nino Nilpferd bereits in Folge 85 vorkam, obwohl er hier erst geboren wird. Das ist jetzt schon mindestens das vierte Mal, dass die Reihenfolge zweier aufeinanderfolgender Hörspiele falsch ist.
Baron von Zwiebelschreck wird hier einmalig von Eberhard Prüter gesprochen. In der hohen Folgenregion eher ungewöhnlich, dass ein wiederkehrender Charakter einmalig umbesetzt wird und dann wieder der ursprüngliche Sprecher übernimmt, aber das ist bei den drei ??? auch schon mal passiert (Victor Hugenay), weil man verpeilt hatte, wer ihn tatsächlich spricht. Ich gehe aber mal davon aus, dass es hier logistische Gründe gab, Prüter war ja eh jahrelang Stammgast bei Kiddinx und da ich ihn sehr mag, empfinde ich ihn hier auch nicht wirklich als Fehlbesetzung. Man muss halt auch dazu sagen, dass der Baron nur sehr sporadisch in den Hörspielen auftritt, bei einer Figur wie Wärter Karl wäre es wohl deutlich auffälliger.
Cool, dass hier tatsächlich echte klassische Musik zu hören ist. Dürfte sogar einmalig sein, oder? Oder gibt es noch andere Folgen, in denen Musik zu hören ist, die nicht extra für die Folge angefertigt wurde?
Das Gespräch zwischen dem Baron und seinem Butler ist sehr genial, James ist auch ein cooler Charakter. Allerdings offenbart sich hier auch die erste Logikschwäche des Plots. Der Baron ruft umgehend den Bürgermeister an, ohne sich überhaupt mal zu informieren und der Bürgermeister springt sofort. Herr Tierlieb hatte offenbar auch nicht die Güte, selbst mal beim Baron anzuklopfen und die Baumaßnahmen anzukündigen - na ja, gut, wie auch, von der Genehmigung erfahren sie ja von Karla und das auch just in dem Moment, als die Bagger schon anrollen, von denen Herr Tierlieb offenbar bis dato nichts wusste.
Das ist mir irgendwie alles mindestens eine Dummheit zu viel. Baumaßnahmen machen nun mal Krach. Der Bürgermeister weiß, dass der Baron, der großzügige Spender der Stadt, nebenan wohnt, hätte also die Bauarbeiten gar nicht erst genehmigen sollen. In erster Linie liegt hier ein Kommunikationsproblem vor, dass man wirklich sehr einfach aus der Welt hätte schaffen können. So wie es hier dargestellt wird, ist es mir einfach zu drüber, ich mag es nicht, wenn Plots auf dermaßen großen Dämlichkeiten von Charakteren aufgebaut werden, die hier wirklich klüger hätten sein können.
Leider wird es nicht besser, denn Benjamin und Co. wollen die Arbeiten nun einfach selber durchführen. Äh, das Problem des Barons waren aber nicht die Arbeiter an sich. Spätestens Herr Tierlieb müsste doch einwenden, dass das dann trotzdem Ärger gibt. Tut er aber nicht.
Als der Lärm erneut ertönt und der Bürgermeister vom Baron rausgeworfen wird, sucht er das Weite, anstatt zurück zum Zoo zu gehen. Warum? Genau: Damit sich der Konflikt zwischen dem Baron und dem Zoo entwickeln kann. Aber der Aufbau des Storytellings ist so fehlerbehaftet, so gewollt, so zurechtgebogen wie selten ein Plot zuvor.
Wie Karla mit Nino redet („Planschi, planschi!“) ist aber total niedlich und James, der seinen Chef auf Händen tragen muss, ist wirklich genial. Allgemein sind die Szenen zwischen dem Baron und James wirklich hervorragend geschrieben, die Chemie stimmt, das Timing ist perfekt. Bei „Am schlimmsten ist dieser Töröö-Elefant“ wird mir der Baron richtig sympathisch
Leider muss man auf die Unglaubwürdigkeiten im Plot noch einen draufsetzen: Eine Stunde später haben Benjamin und seine Freunde das Nilpferdbecken fertiggestellt. Eine. Stunde. Ernsthaft? Eine monatelange Dauerbaustelle, okay, da sollte man mal drüber reden, wenn es soweit kommt. Aber wir haben immer noch denselben Tag und das macht diese Lärm-Problematik einfach noch unnötiger. Und jetzt prangere ich bereits extra nicht an, dass es reichlich unwahrscheinlich ist, dass das Nilpferdbecken in vielleicht 2-3 Stunden Arbeit fertig vergrößert werden kann.
Dass der Baron dann seine Aktion mit den Pfählen mit den gleichen Worten rechtfertigt, mit denen auch Benjamin argumentiert hat, ist irgendwie ganz amüsant. Karla fällt erst jetzt ein, dass sie ja die Presse ist und den Baron mit einem Artikel bloßstellen könnte. Warum hat sie das beim Bürgermeister nicht gemacht? Dass Benjamin richtig wütend und energisch wird, gefällt mir sehr gut, das kriegt man ja heutzutage kaum noch. Aber eigentlich hätte Herr Tierlieb rübergehen und einmal Klartext reden müssen, schließlich gibt es sicherlich eine Vereinbarung zwischen Zoo und Baron und es geht ja wirklich ums Überleben der Tiere.
Dass sich das Wasser dann beim Baron staut und er sich damit selbst ein Bein stellt, ist natürlich absehbar, aber es gefällt mir, wie Benjamin reagiert, als er es begreift (die anderen verstehen es aber alle nicht?).
„Nehmen Sie den Hammer, holen Sie weit aus und dann einen akzentuierten Schlag!“ – „Aha! Mit dem Hammer! Und wohin?“

Dieses Trockene von James ist so genial.
Auch Benjamins belustigtes „Das Nilpferdbecken ist eröffnet“, als der Baron durch das freigelassene Wasser dort reingespült wird, ist herrlich.
Dass der Baron seine Dummheit einsieht ist auch nachvollziehbar und wird gut herausgearbeitet, aber dass er plötzlich auch so auf Benjamins Töröö abfährt… Na ja, das ist vielleicht doch einer zu viel.
Also, grundsätzlich hat mir die Folge inhaltlich und von den Dialogen her wirklich gut gefallen. Sie ist witzig, kurzweilig, das Thema Nachbarschaftsstreit ist nicht ausgelutscht, es geht nur wenig um das titelgebende Nilpferdbaby, was den Nervfaktor minimiert und vor allem zeigt die Folge, dass es durchaus möglich ist, eine größtenteils an einem Tag und quasi komplett im Zoo spielende Folge mit wenigen Charakteren unterhaltsam zu gestalten. Es passiert ja eigentlich nicht so wahnsinnig viel, trotzdem ist das Dialogbuch wirklich stark und man hört gerne zu.
Demgegenüber stehen halt diese massiven Glaubwürdigkeitsfehler, vor allem im Aufbau der Geschichte. Streng genommen ist sie von vorne bis hinten völlig unnötig und hätte so leicht verhindert werden können, dass es mich schon stört. Man muss wirklich einiges ignorieren und durchwinken, damit die Handlung funktionieren kann. Das ist schade, weil die Folge viel besser sein könnte, wenn man sich bei der B-Note mehr Mühe gegeben hätte. Hier sind einfach ein paar Handlungen zu viel völlig dämlich und nicht nachvollziehbar, einfach zu gewollt. So was mag ich nicht.
Da die Dialoge darüber aber recht gut hinwegtrösten, ist es für mich am Ende trotzdem noch eine Folge im grünen Bereich, da retten die anderen Komponenten der Produktion wirklich viel. Aber ich hab da jetzt beide Augen zudrücken und den Notenspiegel verschieben müssen. Mit einem besser durchdachten Aufbau wäre das locker eine 9 geworden, so leider nur 7 und Bibi hat eine Chance, wenigstens einen Punkt gutzumachen.
7/10
__________________
„Vorsicht, Benjamin! Herr Schmeichler will dir schmeicheln!“
BeBl 63 - Der Computer
„Ich find die Idee gar nicht schlecht, Vater!“
„Gar nicht schlecht ist noch lange nicht gut. Du musst endlich einmal lernen, deine Meinung klar kundzutun!“
„Eben hat er sie noch ... kundgetan.“
„Ja, Herr Graf! Alex war sogar begeistert!“
B&T 20 - Mami siegt