Man nehme:
- ein mystisches Thema namens Voodoozauber
- einen Musikproduzenten, der etwas von Sklavenhaltung versteht und zwischen den Genres je nachdem, was gerade so angesagt ist, hin und her springen kann
- einen Autor, der allen Ernstes der Auffassung ist, Hip Hop Künstler müssen supersüß und wie aus dem Ei gepellt aussehen, damit sie bei der Masse ankommen
- einen nervigen Sprachroboter, bei dem man kein Wort versteht und der 60 Minuten lang der einzige Bezug zum Täter ist und
- 2-3 Kilogramm gähnende Langeweile
Mystische Themen bei DDF, schön und gut. Schade nur, wenn das ausgerechnet das Spezialgebiet jenes Autors ist, der seine Geschichten immer so minimalistisch wie möglich gestaltet und der gleichzeitig meistens/immer darauf verzichtet, an seinen Büchern viel rumzukürzen, egal, ob das der Geschichte helfen könnte oder nicht. In Folgen wie „Insektenstachel“, „Rufmord“ und „Stimmen aus dem Nichts“ funktioniert Minningers Konzept, sogar ganz hervorragend, gerade letztere Folge wird die Top 20 der Rangliste niemals wieder verlassen. Was haben diese drei Beispiele (außer identischem Autor) gemeinsam? Jepp, genau, grandiose Sprecherleistungen, die sie tragen, in erster Linie Judy Winter und Regina Lemnitz, beide dann sogar in Nr. 188 vereint (wenn auch leider ein paar Jahre zu spät), ein Traum.
„Im Bann des Voodoo“ zeichnet sich dagegen eher durch schreiend große Logiklöcher, nervige Figuren und einen dermaßen bescheidenen Storyaufbau aus, dass ich mir beim letzten Hördurchgang geschworen habe, wenn ich nicht irgendwann tatsächlich mal chronologisch durchhöre, dann höre ich Nr. 79 nie, niemals, nirgendwo wieder.
An dieser Stelle ein (zugegeben etwas größeres) Zitat aus der Folgendiskussion auf der RBC, der offiziellen Drei ???-Fanpage (Forum ist nebenbei angeblich aufgrund der neuen Datenschutzverordnung mittlerweile stillgelegt, der hat man hier ja keine große Beachtung geschenkt

) von einem User, der mir viel Schreibarbeit abgenommen hat:
„1. Al Parker lässt seine Haustür grundsätzlich offen stehen. Als Luke, Frank und Bart vor der Haustür stehen, ist sie aber verschlossen. Wieso schließt Parker die Tür?
2. Joans Lügengeschichte wird von Bob als genialer Einfall bezeichnet, der logischen Sinn ergeben würde und von den ??? zu Beginn sogar noch geglaubt. Das verstehe ich nicht. Womit genau will man Al erpressen? Damit, dass einer der Wet Boys der Presse gegenüber über seine eigene Haarfarbe gelogen hat? Was hat das mit Al zu tun? Das ergibt überhaupt gar keinen Sinn.
3. Dass Needle die Puppen punktgenau platzieren kann ist hanebüchen. Wie soll das gehen? Die Atemnot setzt immer auf die Sekunde genau dann ein, wenn Al die Puppe sieht. Ich bezweifle zunächst einmal, dass man das Mittel so genau dosieren kann. Außerdem kann Needle wohl kaum voraussehen, in welcher Sekunde (!) Al die Puppe entdeckt. Und sobald die Stiche in der Brust auch nur ein einziges Mal ein paar Sekunden vor dem Entdecken der Puppe einsetzen würden, wäre der gesamte Plan aufgeflogen.
4. Wie genau sieht denn der Plan von Needle aus? Die Geschichte wird doch so entwickelt, dass die ??? denken, Mrs. Stevens versuche für einen großen Unbekannten die wahre Identität der Wet Boys zu ermitteln, weil diesem diese Information fehle, um Al erpressen zu können. Wenn er auf diesem Weg arbeitet, wofür braucht er dann die Voodoo-Puppen? Meiner Meinung nach wurden da zwei Motive und Vorgehensweisen ständig vermischt, sodass das Handeln von Needle im Nachhinein gar keinen roten Faden mehr hat. Entweder er möchte Al mit der Wahrheit über die Wet Boys erpressen, dann braucht er aber die Puppen nicht, um Al an seine „Fehler“ zu erinnern. Denn dann kann er – sobald er das Geheimnis gelüftet hat – auch einfach zu Al gehen und sagen: zahl mir Geld oder ich lasse euch auffliegen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es dann aber total blödsinnig von Needle Al Parker am Ende der Geschichte mit dem Schreiben seines Anwalts aufzusuchen, obwohl er die Information noch gar nicht hat. Was verspricht er sich davon? Denkt er Al unterschreibt, wenn er die Puppe zückt und sagt: Guck mal Al, ich habe dir all die Schmerzen zugefügt, also unterschreibe lieber? Dann könnte er auch gleich mit Mord drohen. Selbst wenn Al unterschreiben würde, könnte er doch das Schreiben jederzeit juristisch anfechten, weil er ja genau weiß, dass Needle ein Verbrechen begangen und die Unterschrift von ihm erpresst hat. Die andere Möglichkeit ist, dass Needle von Beginn an nur vorhat, Al mit Hilfe des Zaubers und der verkleideten Mrs. Stevens daran zu erinnern, dass er jemandem großen Schaden zugefügt hat. Dann hätte das Ganze mit der wahren Identität der Wet Boys aber nichts zu tun.
5. Der musikalische Werdegang von Al (von Country zum Hip-Hop während der Discowelle) ist mehr als unglaubwürdig.
6. Die ganze Story um die gedoubleten Wet Boys ist absolut an den Haaren herbeigezogen. Eine Plattenfirma erteilt Sängern eine Absage, weil die dicke Bäuche, Pickel und Tattoos haben? Da würde sich sicher eine Möglichkeit finden lassen, ihre Pickel oder schiefen Zähne durch Makeup oder Besuche beim Zahnarzt zu kaschieren. Und dicke Bäuche (Big, Pun, Fat Joe) oder Tattoos (hat doch jeder 2. amerikanische Rapper) als Argumente zu nennen ist doch totaler Blödsinn. Selbst Justus stellt doch fest, dass die Fotomodelle gar nicht zum Hip-Hop passen, der seine Wurzeln in den ärmeren Stadtvierteln hat. Mal abgesehen davon: wenn die Wet-Boys seit längerer Zeit so erfolgreich sind, werden Luke, Frank und Bart jawohl genug Geld verdienen, um von selbst einen Zahnarzt aufzusuchen. Oder leben die immer noch in der Gosse?
7. Keinem Fan und niemandem im Plattenstudio ist das mit den doppelten Wet Boys aufgefallen? Obwohl die Stimmen komplett anders klingen, das Auftreten nahezu gegensätzlich ist und sie auf der Bühne Playback singen? Also gerade im Hip-Hop lebt ein Konzert doch von spontanen Rapeinlagen. Absolut unglaubwürdig, dass die Wet Boys mit Playback singen in der Branche durchkommen würden und sogar noch beliebt wären.
8. Kann mir jemand erklären, wie genau sich Al und Mrs. Stevens kennengelernt haben und auf das Thema Voodoo zu Sprechen gekommen sind? Das ist jetzt kein Fehler, aber ich verstehe es nicht. Ist sie im Supermarkt zu ihm gelaufen und hat gesagt „Ich kenne mich mit Voodoo-Zauber aus. Werden Sie von so etwas gerade heimgesucht?“. Damit hätte sie sich doch direkt verdächtig gemacht. Kaum zu glauben, dass er selbst das Thema anspricht, denn gegenüber den Leuten in der Sauna sowie Justus, Peter und Bob verschweigt er es anfangs ja auch, so gut er kann. Insgesamt bezeichnet er Mrs. Stevens stets als Nachbarin oder scheint sogar freundschaftliche Gefühle zu ihr zu haben, obwohl er sie quasi gar nicht kennt und sie auch im Laufe des gesamten Hörspiels nichts Positives macht: sie hilft ihm nicht, sie begrüßt ihn nicht. Das Einzige, was sie tut, ist ihm ständig anzukündigen, dass alles noch schlimmer wird und dass er selbst daran schuld ist, weil er jemandem Schaden zugefügt haben muss. Wirkt sehr sympathisch… Insgesamt wirkt das alles sehr wenig durchdacht. Solche Dinge müssen einem Autor doch auffallen, wenn er das Buch oder Hörspiel konzipiert.“ - Zitat Ende.
Und viel mehr braucht man eigentlich nicht hinzuzufügen, außer, dass die ??? freiwillig wie Sklaven Parkers Haushalt machen und ihm erst danach, als alles schön sauber ist, auffällt, dass es ja jemanden gibt, der ein Motiv für den ganzen Zauber hat (Hörer - Mitraten - Fehlanzeige!). Der Anfang hört sich wirklich noch vielversprechend und das Finale geht auch in Ordnung. Der Rest ist katastrophal, weshalb die Folge zweifellos zu den 20 größten Flops der Serie zählt, mindestens 20 Minuten zu lang geht und vor allem deshalb sehr zäh wirkt, weil mit Schauplätzen gegeizt wird. Ein solches Thema hätte man mal völlig anders anpacken sollen.
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„Vorsicht, Benjamin! Herr Schmeichler will dir schmeicheln!“
BeBl 63 - Der Computer
„Ich find die Idee gar nicht schlecht, Vater!“
„Gar nicht schlecht ist noch lange nicht gut. Du musst endlich einmal lernen, deine Meinung klar kundzutun!“
„Eben hat er sie noch ... kundgetan.“
„Ja, Herr Graf! Alex war sogar begeistert!“
B&T 20 - Mami siegt