Benjamin Blümchen 049 - als Müllmann
„Herr Blümchen ist voll!“
„Herr Blümchen ist betrunken? Das dachte ich mir doch!“
Früher haben wir uns Folgenübersichten in Kassetten-Inlays immer sehr genau angesehen und sind bei unseren Wünschen, welche Hörspiele wir uns zum Geburtstag und zu Weihnachten gewünscht haben, quasi ausschließlich nach Titel gegangen. Auch wenn das die Kiddinx-Serien schon nicht mehr betraf, habe ich mir auch bei Benjamin die Folgentitel sehr genau angeschaut und diesen hier fand ich damals furchtbar abschreckend - wohl auch deshalb habe ich diese Folge noch nie gehört. Heute gilt meine Skepsis nicht mehr dem Thema an sich, sondern liegt vielmehr darin begründet, dass Kiddinx bei Umweltthemen gerne mal die Moralkeule schwingt. Aber da das ja noch eine der älteren Folgen ist, bin ich mal vorsichtig optimistisch.
Karl ist wieder da – und sammelt den Müll der Zoobesucher auf. Keine schöne Beschäftigung, aber ob ich dafür lieber das Krokodil kraulen würde, weiß ich jetzt nicht
Es wird schon am Anfang (leider) ziemlich realistisch dargelegt, wie verantwortungslos viele Leute mit ihrem Abfall und vermeintlich nutzlos gewordenen Sachen umgehen. Anstatt Karl zu helfen, macht sich Benjamin aber lieber wichtig und kündigt ganz geheime Krisensitzungen an, die sogar seinen Fünf-Uhr-Tee an Relevanz übertreffen! Schönes Ritual übrigens, nur irgendwie kommt es mir so gar nicht bekannt vor…
Otto ist ungebrochen gut gelaunt und spornt Benjamin singend zum Galopp an
Um das Problem anzupacken, geht es erstmal zu Frau Schneider, der Schneiderin. Der Gag ist so flach, dass er tatsächlich schon fast wieder witzig ist… Benjamin hält aber nichts vom Anklopfen und geht einfach rein. Ja, es passiert das Übliche. Und trotzdem bleiben die Leute immer so freundlich, es ist schon Wahnsinn…
Benjamin wird also Müllmann, achtet natürlich auch auf Mülltrennung und hat jetzt keine Zeit mehr, den Zoobesuchern zu zeigen, wie er sich mit Wasser vollspritzt. Das macht aber nichts, denn auch seine Müllmann-Idee kommt bei den Zoobesuchern gut an. Aber den ganzen Tag durch die Stadt zu laufen und Müll einzusammeln, das kommt nicht in Frage. Das wäre ja Arbeit! Findet Otto auch: „Nee, Benjamin, das geht nicht!“
Der Erzähler hat sich inzwischen damit abgefunden, dass er beim Flüstern nichts versteht, aber er weiß: Irgendwann wird er’s schon erfahren.
Karla knutscht Benjamin, was bei ihm fast zu einem Höhepunkt führt – schön, in den letzten Folgen kam die sich anbahnende Beziehung nicht mehr so richtig durch, hier nimmt man den Faden wieder auf
Extrem geil finde ich den Vorschlag – auch wenn er hier ironisch gemeint ist – dem Bürgermeister den Müll zu schenken. Ich hätte nämlich auch sehr große Lust, denjenigen, die für die Bonpflicht gestimmt haben, den dadurch anfallenden Abfall vor die Tür zu kippen.
Wenn der Mülleimer lebendig ist, dann bewegen die Leute ihren Hintern dahin, weil die Müllentsorgung plötzlich Spaß macht. Hm, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Angesichts der Tatsache, dass die Neustädter Benjamin zur Genüge kennen, wirkt dieser Teil – auch als die Leute urplötzlich Recycling für sich entdecken – etwas sehr plakativ. Der sich anschließende Dialog zwischen dem Bürgermeister und Pichler ist dann auch definitiv zu lang und hätte problemlos abgekürzt werden können, indem der Bürgermeister einfach gleich runtergegangen wäre. Das ist einfach zu gewollter Humor, der nicht so richtig ankommt.
Dafür ist die Szene auf dem Rathausplatz dann umso besser mit den Müll-Witzen über den Bürgermeister, der eine Flasche ist

Er benutzt Otto für seine Zwecke – „Das macht sich richtig gut“ – und lächelt für Karla freundlich, bevor er wieder unfreundlich gucken darf wie immer
„Zurücktreten soll er!“ – „Zurücktreten? Aber dann fall‘ ich ja runter, Herr Blümchen ist doch gleich zu Ende!“ - Geil!
Uhh, hier wird schon mal Benjamin als Bürgermeister angeteasert – aber Benjamin hat noch gar keine Lust drauf – und ergreift Partei für den Bürgermeister! Ob das heute noch so wäre?
Benjamin erfindet etwas ganz Neues: Einen Flohmarkt! Oder auch eBay Kleinanzeigen ohne Internet. Wenn er da jetzt auch jede Woche anwesend sein muss, dann wird’s bald eng in seinem Terminkalender für regelmäßige Termine. Ich habe jetzt nicht mitgeschrieben, aber irgendwann bleibt keine Zeit mehr fürs Chillen auf der Zoowiese
Ich finde es ja ein bisschen spooky, dass die Stadt plötzlich voll mit Benjamins ist. Zumindest würde es mich an Benjamins Stelle irgendwann stören.
Irgendwie sollten sich die Leute auch mal ein bisschen selbst hinterfragen, wenn sie extra einen Benjamin-Mülleimer brauchen, damit sie ihren Müll entsorgen. Aber Hauptsache, es wird gemeckert, wenn der Bürgermeister erst in einigen Monaten das Problem angehen will… ein wenig doppelmoralisch ist das schon irgendwo.
Die Idee mit den sprechenden Mülltonnen ist ja ganz nett, aber würde mit kurzen, flotten Sprüchen (und vor allem: verschiedenen Texten) besser funktionieren, so was gibt es ja mittlerweile auch, wenn ich mich richtig erinnere. Hier funktioniert es ja auch nur über einen Münzeinwurf und nicht, wenn man Müll einwirft. Das sollte eigentlich recht schnell nicht mehr funktionieren. Immerhin verdient der Zoo noch ein bisschen daran
Ja, definitiv keine schlechte Folge, ich hätte mir aber ein bisschen mehr Bericht über die Arbeit eines Müllmanns gewünscht. Man erlebt die Müllabfuhr nicht in Aktion und kriegt auch nicht mit, wie der Müll getrennt und verarbeitet wird. Das ist ein bisschen schade, aber vielleicht gibt’s dazu dann ja mehr in der 138. Das Thema wurde trotzdem recht ansprechend umgesetzt, gerade die Szene auf dem Rathausplatz ist der Knaller, die Moralkeule bleibt aus, ob die Neustädter jetzt dauerhaft ihre Stadt sauber halten, bleibt abzuwarten, vielleicht war das alles ein bisschen zu einfach.
Ein stabiles Gut, nicht mehr, nicht weniger.
7/10
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„Vorsicht, Benjamin! Herr Schmeichler will dir schmeicheln!“
BeBl 63 - Der Computer
„Ich find die Idee gar nicht schlecht, Vater!“
„Gar nicht schlecht ist noch lange nicht gut. Du musst endlich einmal lernen, deine Meinung klar kundzutun!“
„Eben hat er sie noch ... kundgetan.“
„Ja, Herr Graf! Alex war sogar begeistert!“
B&T 20 - Mami siegt