Rezension zur Hörspielfolge 14
„in Amerika“
(Enthält Freiheitsstatuen, Eistüten und Spoiler!)
“Meine Mami und meine Daddy haben sagen du sollst kommen nach New York
und dass wir haben Plätze genug für dir zum Schlafen.“
Oder: Bibi im amerikanischen Mega-Wonderland
Das Cover:
Sowas hübsches! Ich finde das ist eines der schönsten Cover überhaupt. Es ist so schlicht und trotzdem hat es viele kleine Details, ein echt tolles Bibi-Bild und die Farben sind klasse. Insgesamt einfach super. Ich mag es sehr!
Zur Geschichte + meine bescheidene Meinung:
Die Folge beginnt mit einem „drei Teufels Namen nochmal“ und „es ist zum aus der Haut fahren“, Indianer-Ehrenwörtern sowie einem verärgerten hungrigen Papa Blocksberg . Wir befinden uns also in einer der älteren Folge, und zwar in einer solchen, wo man noch schimpfen durfte. Wie war das herrlich! Nicht so wie heute, wo jedes einzelne Wort korrekt auf der Sensibilitäts-Skala eines Säuglings abgepasst wird, damit es ja nicht mit bösen Worten in Berührung kommt. Das kann sicherlich auch nicht im Interesse der Eltern sein, denn jeder weiß, dass Kacki und Popopups Beleidigungen sind, die man frühestens im Alter von fünf Jahren, kurz vor der Einschulung, spätestens mit Schultüte in der Hand lernen sollte, da man ab da eh nichts mehr dagegen tun kann, dass der Fluch die kleinen Münder beherrscht. Da ergibt sich jedes Elternteil mit „irgendwann hört das auch wieder auf“, weils wirklich irgendwann wieder aufhört und Kacki Pupsipopo und Scheiße AA eben ganz normal sind. Irgendwann fand das jeder mal witzig. Irgendwann zeigt das Leben aber jedem Normalsterblichem, dass witzig was anderes ist.
So, aber mal zurück zur Familie Amerika-Brief. Ein solcher liegt nämlich seit gestern schon dauerangeberisch im Haus herum und wartet darauf, heißhungrig verschlungen zu werden. Weil Bibi gerade Bock auf Barbecue hat, öffnet sie den Brief also.
Ihre Freundin aus Brief… nein, ihre Brief aus Amerika… NEIN… ihre Brieffreundin aus Amerika bestellt sie in ihrem allerbesten Alltagsdeutsch haarklein, dass sie… ach, lest selbst ihr Amerika-Touris:
Liebe Bibi,
danke für deine erste Brief. Es hat mich sehr gefällt.
Und ich mir habe viel gefreut.
(„Schlechtes Deutsch!“, „Bernhard!“, „Ist doch wahr…“)
Ich dir wollte erzählen über New York, unsere große Stadt.
Und meine Mami und meine Daddy haben sagen du sollst kommen nach New York und dass wir haben Plätze genug für dir zum Schlafen und-“
An dieser Stelle freut sich Bibi herum. Aber ich kann das brieflich jetzt nicht so stehen lassen. Während Bernhard letzte Worte verteilt und anschließend alle am Flughafen stehen, hier mal die Übersetzung des Briefes von Carolyn aus dem Duden Caroyln - Deutsch, Deutsch - Carolyn:
Liebe Bibi,
danke für dein Interesse an meinem VERY AMERICAN BURGER-Rezept, das ich dir gerne zukommen lasse. Ich habe mich einen Chicken Wing gefreut.
(„Amerikanisches Deutsch!“, „Sir!“, „Ist doch wahr…“)
Ich wollte dir von der Jerry Springer-Show erzählen.
Meine Mum und mein Dad haben gesagt, wir sollen aber lieber Oprah Winfrey eine Chance geben. Vielleicht hast du in einem deutschen Herzen Platz für sie zum Schlafen und-
So, die minikleine Bibi latscht kurzerhand allein ins Flugzeug. Andere Kinder hätten sich das nie getraut. Aber für Bibi ist das Flugzeug wie Kartoffelbrei… nur größer, dicker, breiter, moderner, von innen hohl… und man kann Tomatensaft darin trinken… also so wie ihr Wuschel, nur anders.
Bibi schläft im Flugzeug vor sich hin und wird langsam aufgeregt. Richtig cool, dass sie in einer Welt lebt, in der man nur einmal jemanden einen Brief schreiben muss und dann ne Reise für Übersee antritt. Total easy das Ganze. Das ist das Leben, wie es leibt und lebt.
Als Bibi eine Eistüte im Wasser entdeckt und eine riesige Frau, die daran hängt, wird sie noch aufgeregter. Amerika ist so big! Big… BIG APPLE und so! Und… und große Brieffreundinnen gibt’s auch. Das hat Bibi aber nicht gesehen auf dem Foto, dass Carolyn so ne riesen Monstermaschine mit Zahnspangenfresse ist. Aber hey- egal. Friends will be friends.
Carolyns Eltern sehen dafür sehr schön amerikanisch aus und in der Stadt hupt es herum, also- irgendwie wird Bibi es sich in New York schon gemütlich machen, jawohl!
Minimini-Bibi kommt sich minimäßig vor, weil New York so autohaft und riesig ist. Autos Autos. Und alles ist toll. Und schrecklich. Und laut. Und aufregend. Und Hauptsache es gibt jetzt ein leckeres Brot mit Ahornsirup. Und dann McDonalds. Und dann Krawall-Talkshows gucken. Massenweise. Yiha!
Wunderhübsch übrigens, wie brillant deutsch die Allens Deutsch können! So herrlich! Wie der Nachbar von Nebenan! (So wie Deutschland und New York Nachbarn sind… also fast… ja FAST berühren sie sich… seht ihr das denn nicht? Die Grenzen strecken sich schon nacheinander aus… guckt doch hin! New York wird langsam zu Deu York… guckt doch!
Ach aber… zu spät geguckt… sie ziehen sich schon wieder zurück. Fail, ihr Lieben.)
Klar… Ich bin froh, dass sies können. Also so gut deutschen. Sonst würde Bibi sich noch kleiner fühlen. Und klein in einer Stadt wie New York fühlen kratzt ganz schön am Ego… also… an der Körpergröße.
Nun aber weg von Kleinigkeiten und hin zu tollem Familienleben. Bibi ist jetzt mit den Allens bei den Allens angekommen, die natürlich mega nett und wahnsinnig amerikanisch mit ihrem Stadtrandhäuschen sind.
Bald darauf führt Carolyn Bibi durchs Haus. Alles ist egal- Hauptsache überall stehen riesige Farb-Glotzen herum. Also wenn ich ehrlich bin ist das als Beschreibung ziemlich mager. Das hätte man besser so sagen können: „Überall im Haus stehen riesige Farbglotzen, davor riesige Tüten mit Burgern, an denen riesige Menschen sich riesige Polster anfuttern.“ DAS wäre much more american, oder?!
Aber egal. Carolyn führt Bibi jetzt ihren Lieblingsfernseher vor. Der heißt Jimmy und zeigt immer Liebesfilme, wo die knutschen. Und Western-Filme, wo die immer schießen. Und Werbung, wo die immer werben. Unglaublich!
Bibi tocktocktock-t an ihre Stirn. Carolyn ist echt fernsehsüchtig. Und irgendwie komisch. Kaum noch therapierbar, die Gute…
Nur… das soll nicht Bibis Problem sein. Die amerikanische Gesellschaft wurde schließlich nicht an einem Tag erbaut. Und nach zweien nicht fett gemacht. Da kann man keine Hexe für verantwortlich machen. Eine kleine schon gar nicht.
Später schläft die kleine Hexe wegen der bitterbösen Zeitverschiebung beim Abendessen ein. Ich glaube die vielen Kalorien sind schuld, aber ich kann es leider nicht beweisen.
Nun also ab hopp, ins Bett! Mit Kartoffelbrei. Warum eigentlich auch nicht? Amerikanische Kids nehmen ihren Schmuse-Hamburger vom Vormittag mit in die Schlummerkiste. Oder- wie Carolyn- ihren Jimmy. Der ist zwar total unbequem, aber der macht knutsch und peng wie kein anderer. Carolyn ist eben ein echtes american girl. Die mich echt neidisch mit ihrem Deutsch macht… Wie hat die das gemacht, das so schnell so gut sprechen zu lernen? Und warum kann sie keine Briefe schreiben, die Sinn ergeben?
Und warum hext Bibi einen Hahn anstatt chicken wings?
Echt, das ergibt alles keinen Sinn.
Die Folge ist merkwürdig…
Oh Gott, ich hab Angst. Jetzt wo die beiden Mädchen im Bett liegen, kommt Mutter Allen nochmal und verspricht ein „leckeres Frühstück“… oh je, das kann doch nichts werden…
Bibi, bist du sicher, dass du noch eine Weile bei den Allens bleiben willst? Ganz sicher?
Sie ist sicher. Denn die Folge muss, wie wir alle wissen, noch mindestens eine Statue enthalten, sonst gilt sie nicht als amerikanisch genug. Deshalb rennen wir ein wenig durch New York City!
Also jetzt bin ich ECHT neidisch auf Bibi. Denn nach New York wollte ich schon immer mal. Leider hatte ich bisher keine Kartoffelbesen und keine Brieffreunde, die Deutsch ohne Anstrengung sprechen können.
Welt ist nicht fair.
Amerika ist nicht fair.
Hörspiel ist nicht fair.
Aber trotzdem gut. Der Erzähler ist auch wieder super drauf. Macht aus allem ein schönes Abenteuer, selbst wenn es nur ums Schlafen geht.
Nun… New York ist nicht gerade die niedlichste Stadt. Und Bibi fühlt sich klein. Also wie gewohnt alles, während wir als Hörer die schmeichelnden Stadt-Geräusche ertragen müssen. Carolyn rettet Bibi vor einem New-Yorker-Taxi-Tod und sagt dann, dass die Eistüten-Frau, die wahrscheinlich eine Fackel hochhält oder sowas, gar nicht einsam sein kann, wie Bibi behauptet, weil sie Tauben hat, die auf sie kacken, während die New York zu ihr hochgucken und lachen.
Carolyn ist echt ne faule Frikadelle. Hat überhaupt keinen Bock die Statue zu besuchen. Was macht Bibi also? Schleicht sich heimlich raus, um Eistüten-Freya mit Kartoffelburger zu besuchen. Und ab dafür!
„Zur Freiheitsstatue will ich hin, weil ich dort so gerne bin…“ Du bist so ne Flunkertasche, Bibi, ehrlich!
Wagemutig umfliegt Bibi nun Mrs Ice with Tüte und hext ein richtiges Feuer.
Mensch… Eis und Feuer… total die Gegensätze, richtig gut durchdacht! Echt, Pizza Hut ab!
Bibi hext also ein Feuerwerk. Das sieht wunderhübsch aus. Und Carolyn sieht nicht wunderhübsch aus, als sie herumrennt wie ein Kentucky fried chicken und dann…
Dann…
Aber das müsst ihr selbst nachhören. Das ist einfach
riesig!
“Highlights“:
- Bibi zuhause
- Bibi im Flugzeug
- Bibi isst Abendbrot
- Bibi auf Kartoffelbrei
- Bibi auf den Straßen New Yorks
- Bibi bei der Eistüte im Wasser
- Bibi und das Feuerwerk
- BIBI!!!
Fazit:
Eine vollkommen amerikanische Folge ohne amerikanische Persönlichkeiten, die sich aber selbst vorspielt, amerikanisch zu sein und daher mit Amerika im Herzen punkten kann. Man kann sie ein bisschen nervig und doof finden. Aber ich mag sie, wenn sie auch nicht perfekt ist.
Bewertung
8 von 10 Punkten