Bibi Blocksberg 151 – rettet das Hexenfest
„Ich will doch nur brav am Tisch sitzen und mit euch spielen!“
„Was für eine nette Idee! Am besten… bis das Stück zu Ende ist, ja?“
„Oah, super, Blumenpott! Da wird das Publikum sicher toben vor Begeisterung!“
Ich bin wirklich der Letzte, der für Bibi-Folgen nach Ende der Ära Ulli Herzog pauschal in die Bresche springen würde. Die letzten beiden Folgen schrammten haarscharf an der Tiefstwertung vorbei und verdeutlichten exemplarisch, in welchem Zustand die Serie schon viel zu lange vor sich hinvegetiert. Man kreiert nichts Interessantes mehr und selbst die Plots, die spannend klingen, werden 0815-mäßig verheizt. Dementsprechend liegen bei keiner anderen Serie zwischen Erwartungen und Hoffnungen derart viele Punkte bei mir.
Und dann kommt Doris Riedl auf einmal mit der Improvisations-Szene zu einer positiven Version von Hänsel und Gretel um die Ecke und es schüttelt mich innerlich vor Lachen. Perfekt! Genau mein Humor, on point, muss sich mitnichten hinter den Knaller-Dialogen der „Kuh im Schlafzimmer“ verstecken. Einfach mal diese ganze Political Overcorrectness/Veggie for life-Schiene, in der Kiddinx seit einigen Jahren ersäuft, aufs Korn genommen und nebenbei noch vorgeführt, wie öde Märchen sind, wenn man sie altersgerecht erzählt. Dafür 11 von 10 Punkten und ein riesengroßes Dankeschön für einen der besten Dialoge von denen, die ich bislang in der Serie gehört habe.
Erwartungsgemäß sackt die Folge danach dann ab, bleibt aber auf stabilem Niveau. Ich hatte nach den ersten Reaktionen hier eine entweder brutal langweilige und/oder enorm nervtötende Folge erwartet und beides trifft für mich nicht zu!
Nervige Gesänge im Chor? Fehlanzeige! (Jetzt kommt mir nicht mit „Olé“, das fand ich sogar witzig)
Kindische Lieder? Fehlanzeige!
Unfassbar mega süße Tierbabys und etwa zwölf Milliarden Mal „Ohh wie süüüüß!“? Fehlanzeige!
Ätzende Charaktere oder gehexte Wesen, die man keine drei Minuten erträgt? Fehlanzeige!
Sprechereinsparungen bis man das Gefühl hat, man hätte auch gleich ein Hörbuch draus machen können? Fehlanzeige!
Nach 5 Minuten von A bis Z vorhersehbare Geschichte? Fehlanzeige!
Nervige, vor Overacting sprießende Dialoge am Fließband? Fehlanzeige!
Eine Geschichte mit viel Potential gnadenlos vor die Wand gefahren, weil man nie aus dem Quark kommt? Fehlanzeige!
… und ich habe noch nicht mal groß was für Märchen übrig, haben mich schon als Kind nicht sonderlich interessiert. Aber ich finde den Whodunit hier nett aufgemacht und konnte ihn im Voraus noch nicht mal mit einem Blick auf die Sprecherliste korrekt auflösen. Man hat mich überrascht und das gibt einen Extrapunkt.
Natürlich ist die Geschichte nicht der ganz große Wurf und es gibt bestimmt deutlich spannendere Storys. Gut möglich auch, dass es für mich am Ende des Marathons in Relation zu allen anderen Folgen dann nicht mehr ganz passt mit der 8 und ich noch einen Punkt runtergehe, aber von einem Totalausfall ist man hier sehr weit entfernt. Die Folge hat mich über die komplette Spielzeit unterhalten, nie genervt, nie angeödet und ich mochte dieses Zusammenspiel zwischen Bibi und der mit Lupe auf Verbrecherjagd gehenden Zickia sehr. Und: Schubia wird sehr viel besser in Szene gesetzt als bei der 150, wo sie unglaublich zahm und zaghaft rüberkam, hier ist sie wieder ruppiger und sticht dadurch auch besser hervor. Witzig übrigens, dass die Neustädter gerade das Auswanderungs-Fieber gepackt zu haben scheint, in der Benjamin 157 geht es ja auch darum
Ein paar Kritikpunkte gibt es dann doch noch (ab hier Spoilerwarnung!): Die einzige Folge, in der ich Zickia bisher bewusst wahrgenommen habe, ist die 70 und da klingt sie noch sehr viel jünger. Ich finde es schön, dass man die Charakterisierung ihrer Premierenfolge immer noch ein wenig durchschimmern lässt (auch mit Glashaus), dass sie eben ein wenig eitel ist und sehr viel Wert auf ihr Äußeres legt, aber stimmlich … da hätte man Margot Rothweiler gerne nochmal Szenen aus der 70 vorspielen können. Geschenkt, wenn man sich an die Interpretation einer eher sporadisch auftretenden Rolle nicht mehr erinnert, aber sie wirkte in der 70 wirklich um die 30 Jahre jünger…
Walli und Paula kennen Bibi-Fans, die auch die Hörbücher und die TV-Serie konsumieren, offenbar bereits, aber die reinen Hörspielhörer kennen sie nicht – hier tut man aber so, als müsste man das. Sie sind durch den überraschenden Verlauf der Geschichte tatsächlich eher überflüssig und wirken sehr austauschbar, da hätte man mehr draus machen können, so dienen sie halt nur als falsche Fährte und als Opfer von Zickias vorschnellen Beschuldigungen, was gerade bei erstmals in der Hörspielserie vorkommenden Charakteren dann doch ziemlich verschenkt ist. Ich will mich um Gottes Willen nicht beschweren, dass sie vorkommen, da ist Kiddinx mal über den „Bei mehr als 5 Sprechern in einer Produktion kriegen wir Schnappatmung“-Schatten gesprungen, aber wenn man die Charaktere jetzt noch mit echtem Mehrwert einbringen kann, dann wärs perfekt.
Dass Mania reuig ist, finde ich total okay und in der Form wirkte es auch nicht unpassend, richtig gut herausgearbeitet fand ich es aber nicht, es wirkte dann doch etwas plötzlich, ich hätte es cool gefunden, hätte man noch eine zusätzliche Szene vor der Konfrontation durch Zickia gehabt, in der Mania klar wird, dass sie es sich gerade mit allen verscherzt. Auch verpasst man am Anfang die Gelegenheit, einen etwas bissigen Verweis auf den Hexenfluch durch Bibi zu platzieren, als Mania da über böse Hexen redet (überhaupt, hat sie Malicia vergessen?).
Last but not least – aber das kam vielleicht durch die Kopfhörer im Flugzeug auch nicht so gut rüber – fand ich die Atmosphäre beim Fest nicht so greifbar. Also, man hört ja schon Jubel und so, aber dadurch, dass der Erzähler alle zwanzig Sekunden reingegrätscht hat, fühlte es sich eher wie ein pflichtbewusstes Abhaken eines Ereignisses an, das man jetzt nur noch schnell eingebracht hat, weil die Folge halt drauf hinarbeitet.
Also, natürlich muss man hier und da leichte Abstriche machen, gerade in puncto Serienkontinuität. Insgesamt hat mich die Folge aber gut genug unterhalten, dass ich darüber hinwegsehen kann und die Ungereimtheiten sprengen auch nicht gleich das gesamte Storykonstrukt, sondern sind halt hier und da etwas störend. Auch finde ich die Botschaft, die hier rübergebracht wird, tatsächlich mal nicht nur gut, sondern sogar schön verarbeitet und gelungen eingebracht, nicht so holzhammermäßig, fast schon auf Kira-Niveau, so darf es gerne bleiben!
Bei der bisherigen Durchschnittsbewertung hier musste man ja davon ausgehen, dass man das lahme Jubiläum und die Teddy-Folge noch unterboten hat, aber das sehe ich einfach überhaupt nicht und wüsste auch jetzt nicht konkret, was genau so derart schlimm an der Folge ist, dass man sie als Totalausfall bewertet. Und ihr kennt mich, ich habe die beiden letzten Folgen gnadenlos zerpflückt und lasse selten eine Gelegenheit aus, über die neuen Bibi-Folgen zu lästern. Hier habe ich keinen Anlass dazu. Beileibe kein Highlight, aber eine nette, stabile Folge, die auch akustisch überwiegend gut umgesetzt wurde und bei der ich mir vorstellen kann, sie am Ende des Marathons durchaus nochmal zu hören. Die 8 ist wacklig und vielleicht kippt sie noch um – aber selbst eine 5/10 hätte meine Erwartungen bereits weit übertroffen. Von daher kann ich mich hier nicht groß beklagen. Manchmal lohnt es sich halt, sich selbst ein Bild zu machen und sich nicht nur auf die Meinungen anderer zu verlassen. Da bin ich für die 152 doch direkt wieder besserer Dinge und hoffe auf einen wunderbar inszenierten Roadtrip.
8/10
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„Vorsicht, Benjamin! Herr Schmeichler will dir schmeicheln!“
BeBl 63 - Der Computer
„Ich find die Idee gar nicht schlecht, Vater!“
„Gar nicht schlecht ist noch lange nicht gut. Du musst endlich einmal lernen, deine Meinung klar kundzutun!“
„Eben hat er sie noch ... kundgetan.“
„Ja, Herr Graf! Alex war sogar begeistert!“
B&T 20 - Mami siegt